Australien, Ostkueste: Platypus-Wetter

Angekommen an der Ostkueste des Sonnenschein-Staats Queensland, wie es auf den Willkommensschildern heisst, machen wir uns gemeinsam mit ueber 100 weiteren Fahrgaesten auf zu einer "Fantasea"-Schorcheltour ins Great Barrier Reef. Nach anderthalb Stunden Fahrt vorbei an den Whitsunday Inseln setzen wir Anker am Hardy Reef, dem suedlichen Ableger des Great Barrier Reefs. Wenig spaeter zwaengen wir uns in unsere rosa-, weiss- und gelben "Teletappie-Anzuege", um den gemeinen Wuerfelquallen - Box jellyfish auf Englisch - nicht schutzlos ausgeliefert zu sein und ausserdem soll der Anzug gegen die starke UV-Strahlung der Sonne schuetzen. Nun geht es bunte Fische und Korallen gucken - herrlich diese Farbenpracht. Leider hat das Reef streckenweise schon stark gelitten, was aber bei dem taeglichen Schorchler-Ansturm kein Wunder ist. Spass macht das Schorcheln dennoch. Wir koennen zweimal ausgedehnt die Unterwasserwelt beobachten, dazwischen gibt es lecker Buffet auf dem Boot und kurz bevor wir wieder aufbrechen, kommt noch eine grosse Wasserschildkroete vorbeigeschwommen, um vom Algenbewuchs an der Bootswand zu knabbern.

Doch schon einen Tag spaeter zeigt sich der Sonnenschein-Staat von seiner trueben Seite. Dicke graue Wolken haengen vor der Sonne, spaeter stuermt und regnet es heftig. Wir sitzen wie begossene Pudel frierend auf dem Sonnendeck des Raggamuffin-Segelschiffs, das gerade wieder vom Whitehaven Beach, dem Ziel unseres Ausflugs, abgelegt hat. Das geplante Picnic am Strand fiel fast voellig ins Wasser und an richtiges Segeln mit der Kraft des Windes war auch nicht mehr zu denken - der Hilfsmotor wurde angeworfen.

SchnabeltierDer Regen wird leider auch in den kommenden Tagen unser staendiger Begleiter. Bei spaeter Ankunft im Eungella Nationalpark hatte es sich schon so richtig eingeregnet und die Wiesen fuers Zelten sind triefend nass. Der nette Zeltplatzmitarbeiter fuehlt mit uns und findet aufmunternde Worte: "es sei doch perfektes Platypus Wetter", meint er. Bei Nieselregen, wenn die Wolken tief haengen, der Nebel auf die Baeume drueckt, zeigen sich die scheuen Schnabeltiere auch tagsueber im Fluss. Er ist zuversichtlich, dass wir die nur in Australien vorkommenden, Eier legenden Saeuger in freier Wildbahn beobachten koennen - immerhin. Tatsaechlich tummeln sich tagsdrauf mehrere der putzig aussehenden Schhnabeltiere an der Wasseroberflaeche, vollfuehren Koerperrollen im Wasser und plantschen dabei vergnuegt mit ihren kraeftigen Flossen, bevor sie wieder fuer mehrere Minuten zur Nahrungssuche abtauchen. Wenigstens haben sie Spass am nassgrauen Wetter. Und wir haben fuer den Rest der Reise unsere gefluegelte Redewendung, sobald die ersten Regentropfen des Tages fallen - "mal wieder Platypus -Wetter"!

WombatWir haben den Eindruck, dass das Platypus-Wetter auch den Rest der heimischen Tierwelt eher auf die Wiesen treibt, als das bei sengender Hitze der Fall waere, wo sich die Beuteltiere eher im Schatten der  Buesche vor den Augen der Besucher verstecken. Jedenfalls sehen wir in den folgenden Tagen unsere ersten grossen Kaengurus. Mehr als 30 von ihnen hoppeln vergnuegt ueber den Wald- und Wiesenparkplatz im Carnevon Nationalpark und das mitten am Tag - wenn auch mit nassem Fell. Und im Kaenguru Valley pirschen wir uns bis auf wenige Meter an einen mummelnden und schmatzenden Wombat im saftig gruenen Gras heran, der unsere Gesellschaft mit nur wenigen neugierigen Blicken wuerdigt und dann munter weiterkaut.

Crimson Rosella PapageiDie kunterbunten Voegel im Lamington Nationalpark kommen bei jedem Wetter, denn sie duerfen von Besuchern offiziell an einem ganz bestimmten Platz gefuettert werden. Das haelt die Voegel jedoch nicht davon ab, sich auch an jedem anderen Rastplatz die ausgepackten Essensvorraete der Wanderer zu holen. Und so werden sie uns beim Muesli Fruestueck eher laestig, denn unguenstigerweise essen wir aus silbergrauen Blechschalen, die genau wie die Futternaepfe glaenzen, die die zahlenden Besucher zum Fuettern in die Hand gedrueckt bekommen. Wir fluechten uns in den dicht bewachsenen Regenwald. Den haetten wir hier in Australien gar nicht so erwartet und er ist fuer uns neben der Tierwelt (siehe auch unsere kleine Vogelkunde Australiens am Ende dieses Reiseberichts) am beeindruckendsten. Helle Wuergefeigewurzeln klammern und schlaengeln sich um die steil emporragenden Staemme ihrer Wirtsbaeume und geben dem Wald eine schaurig schoene Atmosphaere. Im Laufe von mehreren Jahrzehnten waechst die Wuergefeige um den Stamm, der dann irgendwann abstirbt. "Mord im Urwald" bekommt hier fast eine kuenstlerische Note. Und wenn dann noch der Peitschenvogel seinen namensgebenden Ruf ertoenen laesst, fuehlen wir uns fernab jeder Zivilisation. 

Nach einem Abstecher zu den Blue Mountains gehts diesmal bei strahlendem Sonnenschein zum Stadtbummel nach Sydney, der heimlichen Hauptstadt des Landes. Wir schauen beim beruehmten Opernhaus, dem quirligen Hafenviertel und dem Botanischen Garten vorbei. In der Stadt entdecken wir ausser ein paar Weihnachtsbaeumen und Weihnachtsdeko in Shopping Malls die knallbunten Papageienfahnen mit "Happy Christmas" - das ist Vorweihnachtsstimmung auf Australisch. Also ab zum beliebtesten Stadtstrand Sydneys, dem Bondi Beach. Hier gibt es nicht nur jede Menge Badelustige, auch die Autoparkgebuehren mit umgerechnet 40 Euro am Tag sind doch recht heftig. Und wir sehen eine uns bisher unbekannte Strandbeschaeftigung: Eine Frau geht mit Kopfhoerern und einem Geraet bewaffnet den Strand systematisch ab. Als wir naeher kommen, erkennen wir, sie hat einen Metalldetektor in der Hand und sucht im Sand nach verlorenem Muenzgeld. Sie kommt wohl in der Stunde auf 15 AUD (rund 11 Euro), will sich aber nicht aufhalten lassen, denn sie hat noch ein weites Sandfeld vor sich und laeuft weiter.

Nach Sydney fahren wir Richtung Sueden, ab jetzt wieder nur noch zu zweit, denn Katja steigt in den Flieger ins winterliche Deutschland. Wettermaessig kommt es nun noch schlimmer. Heftige naechtliche Gewitter und unablaessiger Regen tagsueber lassen vielerorts ueberschwemmte Strassen zurueck und sogar ganze Nationalparks muessen aufgrund der Gewitterschaeden geschlossen werden. Wir fluechten vor dem Regen ins australische Nationalmuseum von Canberra, wo eine sehr interessante Ausstellung u.a. das Schicksal vieler Aborigines in Australien anhand persoenlicher Erlebnisberichte beleuchtet.  

Bevor wir den Flieger auf die suedliche Insel Tasmanien nehmen, schauen wir bei den Snowy Mountains vorbei und koennen noch den hoechsten Berg des australischen Festlandes erwandern (siehe unseren Wanderbericht).

(Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.)

Kleine Vogelkunde Australiens

Diesmal gibt es noch eine spezielle Bildergalerie. Leider ist nicht immer der Fotoapparat rechtzeitig zur Hand, aber dennoch, einige bunte, flinke Voegel konnten wir mit der Linse einfangen. Hier das Ergebnis:

(Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.)

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