Rees/Dart Track - Mt Aspiring Nationalpark, Neuseeland

Nach mehreren schoenen Tageswanderungen in Neuseeland wollen wir das sog. Trampen - Mehrtageswandern von Huette zu Huette  - in Angriff nehmen. Die Wettervorhersage fuer die kommenden Tage ist sehr gut und wir entscheiden uns fuer den Rees/Dart-Track, ein Tip von Marijke, unserem Couchsurfing Kontakt aus Invercargill. Die Wanderroute ist anspruchsvoller und gehoert nicht zu den bekannten Tracks, den sog. "Great Walks", die man mindestens mehrere Tage, fuer einige sehr beliebte "Walks" sogar mehrere Monate im voraus buchen sollte, um noch einen Schlafplatz in den Wanderhuetten zu ergattern, da die Anzahl der Tageswanderer hier im Sommer limitiert ist. Das laesst auch den Uebernachtungspreis solcher Huetten in der Hauptsaison in die Hoehe schnellen. Fuer den Rees/Dart-Track kaufen wir lediglich erschwingliche Huettenpaesse und buchen Bustransport zum Start- und vom Endpunkt der Wanderung zurueck nach Glenorchy, wo wir das Auto stehen lassen.

Die 5-taegige Route fuehrt an den ersten beiden Tagen durch das Tal des Rees Flusses hinauf zum Rees Saddle  auf 1.470 m Hoehe und auf der anderen Seite hinunter zur Dart Hut. Hoehepunkt ist die Tageswanderung von der Dart Hut hinauf zum Cascade Saddle (1847 m), von wo sich an klaren Tagen ein Ausblick auf den imposanten Dart Gletscher auf der einen Seite und Mt. Apiring und das Matukituki Valley auf der anderen Seite vom Bergsattel bietet. Die beiden letztenTage des Tracks laeuft man durchs wilde Tal des Dart Flusses wieder hinunter Richtung Glenorchy.

Hier machen wir Bekanntschaft mit dem typischen neuseelaendischen Wanderpfad, der folgendermassen verlaeuft: Fluss durchwaten, Seitental hochklettern, ins naechste Tal hinuntersteigen, Fluss durchwaten, Sattel rauf, Sattel runter, Fluss durchwaten... Am Anfang versuchen wir bei jeder Flussueberquerung trockenen Fusses weiterzukommen, indem wir zeitaufwendig die beste Ubeberquerungsmoeglichkeit erkunden. Falls nichts anderes hilft, ziehen wir brav die Schuhe aus und waten durchs eiskalte Wasser. Leider entpuppt sich die danach kommende, friedlich wirkende Grasebene entlang des Rees Flusstals als besonders tueckisch und eh wir uns versehen, versinken wir samt Schuhen knietief im Schlamm der uebverschwemmten Wiesen. Da hilft auch kein Umweg mehr und das Motto des Tages lautet: "mit nassen Schuhen weiterlaufen". Unsere neuseelaendischen Mitwanderer wissen es von vornherein besser und marschieren natuerlich gleich zu Beginn ohne Zoegern durch alle Fluesse, Baeche und ueberschwemmte Wiesen geradewegs hindurch, ohne gross nach trockenen Optionen zu suchen, die es eh nicht gibt. Schon am naechsten Tag uebernehmen wir klaglos diese Methode und kommen erstaunlich schneller voran. Bezeichnend dazu ist dann auch die Aeusserung einer der neuseelaendischen Wanderinnen, die sich am Abend in der Huette ueber unser Bemuehen wundert, Schuhe und Socken moeglichst ueber Nacht trocken zu bekommen: "Warum in Gottes namen seid ihr so erpicht darauf, eure Schuhe zu trocknen, wenn diese doch eh am naechsten Tag auf den ersten 5 Minuten Wanderweg wieder nass werden?"

Zum Glueck bekommen wir in den ersten drei Wandertagen ueberwiegend Wasser nur von unten und in der Sonne sind die nassen Sachen schnell wieder getrocknet, zumindest zwischen einer Flussueberquerung bis zur naechsten. Das schoene Wetter lockt auch viele andere Wanderer auf den Track, so dass die Betten in den Huetten schnell gefuellt sind und Spaetankoemmlinge ihr Zelt auspacken oder auf dem harten Kuechenboden naechtigen muessen. Die Huetten sind spartanisch ausgestattet, aber es gibt fliessend eiskaltes Wasser und wir kommen beim Kochen am Abend schnell ins Gespraech mit unseren Mitwanderern. Erstaunlicherweise sind wir diesmal im Gegensatz zum Rest des Landes die einzigsten Deutschen, dafuer gesellen sich umso mehr Israelis dazu.

Die Dart Hut, die zweite Wanderhuette auf der Strecke ist Ausgangspunkt fuer die Tagesetappe zum Cascade Saddle, so dass dort die meisten Wanderer zwei Naechte bleiben. Der Abstecher lohnt sich fuer uns besonders, da super Wetter angesagt ist und wir unsere schweren Rucksaecke diesmal in der Huette lassen koennen. Dennoch ist die 8 Stunden Wanderung die anspruchsvollste auf dem gesamten Track, da es ueber Gesteinsgeroell 800 m hinauf geht, die Wegmarkierung noch spaerlicher ist und mehrere tiefe Gletscherbaeche zu ueberqueren sind. Dafuer wird unsere Anstrengung an diesem Tag mit einem tollen Ausblick auf Gletscher, Berge und Tal belohnt. Auch kommen die neuseelaendischen Bergpapageien - Keas genannt - am Sattel vorbei, um nach Leckereien in unseren Rucksaecken Ausschau zu halten. Die farbenpraechtigen Voegel sind wahre Flugakrobaten und vollfuehren kunstvolle Flugmanoever ueber unseren Koepfen, bevor sie sich am Felsklippenrand niederlassen. 

Fuer den 4. Tag ist nachmittags heftiger Regen angesagt, der sich bis in den 5. Tag ziehen soll. Der Ranger in der Dart Hut hat die aktuellen Wetterdaten zur Hand und meint, dass an unserem 5. Wandertag Fluesse auf der letzten Tracketappe derart ueberflutet und somit unpassierbar waeren, dass wir eventuell in der naechsten Huette fuer einen weiteren Tag festsitzen. So entscheiden wir uns, wie fast alle, fuers Durchwandern am 4. Tag und finden dank der vielen Israelis, die ihre Autos am Ende des Tracks geparkt hatten, eine Mitfahrgelegenheit zurueck nach Glenorchy. An diesem Tag legen wir knapp 40 km in nassen Socken und Schuhen zurueck, ganz zum Leidwesen unserer am Ende voellig wundgelaufenen Fuesse. Die schmerzenden Entzuendungen an den Fersen brauchen dann erst mal eine Weile zum Abheilen, was wir aber gern in Kauf nehmen fuer die schoenen Wandererlebnisse der letzten 4 Tage.   

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