China: Seen- und Dorfidylle Von Shanghai aus fahren wir weiter nach Hangzhou. Im Herzen der Stadt liegt der Westsee. Er umfasst ein rund 500 Hektar grosses Areal und verkoerpert die chinesische Parkseeidylle schlechthin. Die malerische Seenlandschaft umrahmt von Gaerten, Bruecken und Tempeln war seit jeher Inspiration chinesischer Dichter und Denker. Dass die Seenidylle auch fuer den heutigen Besucher erlebbar bleibt, dafuer sorgt zu jeder Zeit eine ganze Kolonne von Gehweg- und Gartenpflegern. Die den See umgebenen Parkanlagen sind in einem mustergueltigen Zustand, die gepflasterten Gehwege an jeder Stelle blitzblank und nicht einmal das vom Baum gefallene Laub wird vom Kehreifer des Putzpersonals verschont. Es ist schon beeindruckend mit welcher Sorgfalt die Chinesen ein so grosses Gebiet in Schuss halten. Bei soviel natuerlicher und inszenierter Schoenheit faellt es schwer nicht ins Schwaermen zu kommen. Am Ufer stehend blicken wir zu den auf dem Wasser schippernden Ausflugskaehnen und Ruderbooten, die die Inseln des Sees ansteuern. Fussmuede Besucher koennen Uferabschnitte mit dem elektrisch fahrenden Buggie zuruecklegen, der seine Runden um den See dreht. Wir bleiben allerdings hart und spazieren in 6 Stunden einmal um den gesamten See herum. Unscheinbar aber dennoch erwaehnenswert ist der Kaiserkanal, der bei Peking beginnt und in Hangzhou endet. Er ist mit 1800 km die laengste Wasserstrasse und nach der Grossen Mauer das zweitgroesste Bauwerk der Welt. Erbaut zwischen dem 6. und 9. Jh hat er den Handel zwischen Nord- und Suedchina ermoeglicht und zum Wohlstand Hangzhous beigetragen. Heute ist er nicht mehr ueberall befahrbar und wird kaum noch genutzt. Viele vermeindlich traditionelle Haeuser und Tempelanlagen in China sind Rekonstruktionen aus dem 20. Jh. In Xidi, einem Dorf in der chinesischen Provinz Anhui, ist das anders. Die Wohnhaeuser stammen noch aus dem 18. Jh und gehoerten wohlhabenden Haendlerfamilien. Dekorative Dachsimse, elegant eingerichtete Empfangsraeume und Hinterhofgaerten zeugen von einem typischen Architekturstil der ehemaligen Bewohner. Passend zu den geschichtstraechtigen Wohnhaeusern werden in zahlreichen Hauseingaengen Antiquitaeten zum Verkauf angeboten. Und oben auf den Dachbalken ueber der Tuer luken Vogeljunge aus ihrem Nest und piepsen eindringlich um Futter. Nach der Erwanderung des Blumenbergs ist der "gelbe Berg" - der Huang Shan - unser zweiter Pilgerberg Chinas, den wir erkunden. Diesmal ersparen wir uns allerdings den beschwerlichen Aufstieg, da wir nicht auf dem Gipfel uebernachten, sondern am selben Tag wieder absteigen wollen. Wir nehmen die Seilbahn und ueberbruecken in 20 min die rund 1500 Hoehenmeter. Unten am Einstieg waren wir noch stark am ueberlegen, ob wir ueberhaupt fahren und das teure Eintritts- und Seilbahnticket kaufen sollen. Denn die Wolken hingen tief und versprachen keine gute Sicht. Mit der Seilbahn durchbrechen wir die Wolkenschicht und oben angekommen eroeffnet sich ein toller Willkommensblick. Die bizarr geformten Felsnadeln erinnern ein wenig an die Saechsische Schweiz. Wir folgen den chinesischen Reisegruppen auf den gut ausgebauten Berggipfelwegen und kommen an weiteren schoenen Ausblicken vorbei. Meist ziehen die aufsteigenden Wolken rasch vorbei und eroeffnen immer mal kurz eine klare Sicht auf die imposanten Felsgipfel mit ihren windschief geformten Bergkiefern. Am Nachmittag ziehen sich die Wolken ueber dem Berg zusammen, es beginnt zu regnen und die Sicht betraegt nur noch wenige Meter. Zeit zum Abstieg. An einer Stelle ist der enge Felsschluchtenpfad allerdings so vollgepackt mit Leuten, die uns entgegenkommen, dass wir wieder kehrt machen muessen und einen alternativen Abstieg nehmen. Die weitlaeufige Berggipfelregion ist durchzogen von einem ausgekluegelten, auf Menschenmassen ausgelegtes Netz an Wanderwegen, wo die Orientierung manchmal schwer faellt, es allerdings immer einen Ausweg gibt. Wir nehmen den westlichen Treppenweg nach unten und steigen die ueber 2000 Stufen den Berg hinab. (Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.) |