Der Grat des gruenen Drachen - China, Provinz Shaanxi, Hua Shan Hundertzwanzig Kilometer oestlich von der Millionenstadt Xi'an liegt der Hua Shan, der Blumenberg. Seine 5 Gipfel sollen wie eine fuenfblaettrige Bluete aussehen, daher der Name. Hua Shan ist einer der 5 Berge, die im Daoismus seit ueber 2000 Jahren als heilig gelten und von vielen Pilgern aufgesucht werden. Wir haben von seiner landschaftlichen Schoenheit gelesen und wollen ihn erwandern. Leider ist zunaechst Regen angesagt und so warten wir einen Tag auf besseres Wetter. Und tatsaechlich hoert der Regnen am naechsten Tag auf und wir koennen starten. Es gibt eine Seilbahn nach oben, aber wir wollen es natuerlich sportlich nehmen und den Gipfel zu Fuss erklimmen. Unsere grossen Rucksaecke deponieren wir im Hotel vor Ort, denn wir wollen auf dem Berggipfel uebernachten. Der Wanderweg beginnt am Tempel der Jadequelle und ist nicht wie wir es kennen ein Waldpfad, sondern fuer die vielen Pilger durchweg gepflastert. Fuer diese Annehmlichkeiten wird auch ein stattlicher Eintrittspreis fuers Wandern erhoben. Wir kommen an vielen Imbiss- und Souvenirstaenden vorbei und bemerken, die Verpflegung wird teurer, je hoeher wir kommen. Nach einer weile Wandern wissen wir auch warum. Traeger muessen alles Notwendige auf dem sich hochwindenden Pfad den Berg hinaufschleppen. Wo wir schon schnaufen, ueberholen uns mehrere dieser schwer bepackten Maenner. Spaeter wird es erst richtig steil, als die Schlucht der 1000 Tritte beginnt. Fast senkrecht verlaufen die Treppen nach oben und wir sind froh uns an Eisenringketten an den Seiten festhalten zu koennen. Jetzt wird uns auch der Zweck der weissen Stoffhandschuhe klar, die uns bereits im Ort zu Beginn unserer Wanderung zum Kauf angeboten worden. Der unendlich scheinende Treppenweg fuehrt uns schliesslich nach 3 Stunden zum Nordgipfel. Schon waehrend des Aufstiegs zeichnet sich ab, dass uns der Gipfelblick verwaehrt bleiben wird. Oben angekommen begruesst uns dann auch eine dichte Nebelwand. Trotz fehlender Sicht erkunden wir die Gipfelregion und wandern entlang des Grates des gruenen Drachens weitere 600 Meter bergauf. Am Pass der goldenen Schloesser sind unzaehlige Vorhaengeschloesser mit Eingravierungen sowie rote Baender an den Gelaendern angebracht. Junge chinesische Liebespaare verewigen sich hier auf diese Weise. Der Anblick bringt Farbe in die sonst nebelverschleierte Landschaft und ist daher beliebtes Fotomotiv fuer uns und all die anderen Wanderer, die zu Fuss oder per Seilbahn die Gipfel des Blumenbergs erklommen haben. Am Suedgipfel erreichen wir den mit 2150 Meter hoechsten Punkt unserer Wanderung und haben immerhin ueber 1500 Hoehenmeter zurueckgelegt. Auf dem Berg zu uebernachten ist recht teuer. Wir nehmen das guenstigste Bett, das im Wetterstationshostel unterhalb des Westgipfels zu kriegen ist. Nach dem Schwitzen am Vormittag wird es am spaeten Nachmittag kuehl. Da kommt uns die verlassen im Innenhof unserer Herberge stehende Tischtennisplatte gerade recht. Ein netter Chinese von nebenan leiht uns Schlaeger und wir waermen uns beim chinesischen Nationalsport auf bis wir den Ball vor unseren Augen nicht mehr sehen. Am naechsten Morgen klingelt der Wecke gegen 5 und wir beeilen uns zum Ostgipfel zu kommen, um das Schauspiel des Sonnenaufgangs ueber dem Wolkenmeer zu erleben. Die Sicht haelt sich in Grenzen. Weiter am Suedgipfel geben die Wolken bereits einen schoenen Blick auf die typisch windschief geformten Bergkiefern frei. Und auf dem Weg zurueck zum Westgipfel hat sich der Nebel tatseachlich verzogen und wir sehen jetzt beim Abstieg erst, wie schmal und dramatisch sich der am Vortag erklommene Grat des gruenen Drachen am Fels entlangschlaengelt - ein grandioser Anblick. Beim Abstieg loeffeln wir unsere Plastikschuessel Fertignudelsuppe mit Blick auf die imposante, steil abfallende Felswand des Westgipfels - des "chinesischen Halfdoms", wie wir sie taufen. Denn sie erinnert uns an sein amerikanisches Pendant im Yosemite Nationalpark. (Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.) |