Mongolei: Auf zum Naadam Festival

Das Naadam Festival ist das Nationalfest der Mongolei und wird schon seit den Zeiten Dschingis Khans zelebriert. Naadam bedeutet "Spiele" und es werden 3 Tage lang Wettkaempfe im Bogenschiessen, Reiten und Ringen abgehalten und es ist Anlass fuer die Mongolen sich zu treffen, zu feiern, sehen und gesehen werden.

Um rechtzeitig in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator (von allen nur kurz als "UB" bezeichnet) dabei zu sein, muessen wir uns beeilen. Wir fahren 24 Stunden mit dem Zug von Hongkong nach Peking, um dort Express das mongolische Visum zu beantragen. Das geht problemlos und nach einem Tag bekommen wir unsere Paesse mit den Visa. Nun geht es mit der Transmongolischen Eisenbahn durch die endlose baumlose Steppe der chinesischen Provinz "Innere Mongolei" bis an die Grenze nach Erlian. Wir steigen dort aus, uebernachten im Ort und wollen am naechsten Tag vom mongolischen Grenzort Zamen Ude mit der mongolischen Bahn weiterfahren, da dies wesenlich preiswerter ist als die Weiterfahrt mit der chinesischen Bahn. Der Grenzuebertritt wird abendteuerlich: Nach laengeren Verhandlungen quetschen wir uns zu neunt plus Fahrer sowie unser nicht unerhebliches Gepaeck in einen kleinen russischen Jeep. Der Fahrer muss mehrmals anhalten um diverse "Gebuehren" am Strassenrand zu bezahlen und auch die Passkontrolle dauert laenger. Als wir im mongolischen Zamen Ude ankommen, sind die Zugtickets nach Ulan Bator fuer diesen Tag bereits ausverkauft und da es keine Alternativen gibt, bleibt uns nichts anderes uebrig als einen Tag zu warten. Wir nutzen den Tag um eine Erkaeltung zu kurieren und uns auszuruhen, denn die Nachtfahrt in die mongolische Hauptstadt wird anstrengend, da wir nur Sitzplaetze haben. Es ist dann auch im Zug sehr eng, unzaehlige Taschen, Packete und Buendel muessen verstaut werden und selbst nach einer Stunde Fahrt ist man noch damit beschaeftigt, den besten Platz fuers Gepaeck zu finden. Viele Haendler nutzen den Zug um in China guenstig erstandene Ware in die Hauptstadt zu transportieren und wir merken, dass die  Mongolen trotz der Weite ihres Landes und der sehr duennen Besiedlung gern eng zusammensitzen. So lernen wir auf der Fahrt das mongolische Studentenpaar Undral und Hebe kennnen. Undral spricht sehr gut Deutsch, wie uebrigens rund 1% der knapp 3 Mio. Mongolen. Sie erzaehlen vieles ueber die mongolische Kultur, zeigen uns spaeter die Stadt und begleiten uns beim Naadam Festival.  

Die Mongolen sind seit altersher Normaden und die jetzige Hauptstadt Ulan Bator wurde mit festen Wohnhaeusern erst seit den 1950er Jahren mit russischer Hilfe bebaut - was man ihr auch sehr ansieht. Im Zentrum wirkt sie kleinstadtisch, aber die Plattenbaustadtteile rundherum machen sie zur Grossstadt mit immerhin knapp einer Mio. Einwohnern, was rund ein drittel der Gesamtbevoelkerung der Mongolei entspricht. Vom Zug aus sehen wir viele umzaeunte Grundstuecke mit Jurten (mongolisch Ger) und wir erfahren, dass rund die Haelfte der Einwohner der Hauptstadt noch in Jurten wohnen. Wir werden von unserem im Voraus gebuchten Hostel am Bahnhof abgeholt - zum Glueck, denn es ist ohne Hilfe kaum zu finden. In einem normalen Wohnhaus untergebracht, gibt weder an der Strasse noch am Haus einen Hinweis darauf. Interessant ist auch, dass es zwar meist Strassennamen und Hausnummern gibt, aber fuer die Postadresse werden nur Angaben im Verhaeltnis zu einer besonders markanten Punkt der Stadt, wie ein Hotel oder eine Botschaft, verwendet. Auch die Bushaltestellen sind nur durch Ansammlungen von Leuten erkennbar und man nimmt oft ein Taxi. Dafuer winkt man einfach ein Auto auf der Strasse heran - Schwarztaxen gibt es zu Hauf - meist ein japanischen Fahrzeugtyp mit dem Lenkrad auf der falschen Seite. Schnell ist man damit meist nicht, da es tagsueber oft zu laengeren Staus kommt. Beim Einkaufen faellt auf, dass es sehr viele deutsche Produkte wie Taschentuescher, Filtertueten, Bier usw. sogar mit nur deutscher Verpackung gibt.  Wir freunen uns besonders ueber die leckeren sauren Gurken aus Heinich, Thueringen. Fuer uns vollig neu ist die mongolische Errungenschaft der "mobilen Telefonzelle". Das sind Frauen oder Maenner mit Mundschutz, die in einem Plastikkorb eine normales Telefon auf den Hauptplaetzen der Stadt herumtragen und bei den jeder gegen Gebuehr anrufen kann. 

Das besondere am Naadam Fest fuer uns ist weniger der sportliche Wettkampf sondern mehr das Drumherum: Mongolen herausgeputzt in ihren schicken, traditionellen Trachten und stolze Reiter auf ihren Pferden zu sehen sowie die festliche Stimmung zu erleben. Wir besuchen die offizielle Eroeffnung im vollen, doch recht kleinen Stadion von UB. Danach beginnen die Ringkaempfe. Der Trainer fuehrt den Kaempfer aufs Feld und entlaesst seinen Schuetzling in den Kampf, indem er ihm den Hut abnimmt. Als Ritual vollfuehren die Ringer vor und nach dem Kampf den Vogelschwingentanz. Ueber 1000 Ringer treten an, die Kaempfe finden parallel im Stadion statt und bis der Sieger ermittelt ist, vergehen anderthalb Tage. Beim Bogenschiessen nehmen auch Frauen teil und auch die Kleinsten ueben sich schon im Zielen. Das Pferderennen findet ca. 40 km ausserhalb von UB auf einer riesigen Wiese statt und wir nutzen den Ausflug fuer ein Picknick im Freien wie viele andere. Die Rennpferde werden von 5-10 jaehrigen Kindern geritten, die meist ohne Sattel auf den Pferden sitzen. Nach einer 30 km Strecke werden Reiter und Pferd begeistert von der jubelnden Menge beim Zieleinlauf empfangen und auf den letzten Metern nochmal kraeftig angespornt. Viele mongolische Besucher verfolgen das Spektakel ebenfalls auf dem Ruecken eines Pferdes und das macht auch die besondere Athmosphaere auf dem Rennplatz aus. Wir fuehlen uns wie im Wilden Westen. (Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.)

« zurück zur Rubrik "reiseberichte"

 
impressum