Mongolei: Auf in die Steppe

Die Hauptstadt Ulan Bator ist nicht die Mongolei, so sagt man, obwohl hier ein Drittel der Bewohner der Mongolei leben. Wir wollen raus aus der Stadt und das typische Normadenleben und die mongolische Landschaft erleben. Mit vier anderen Reisenden, der Reisefuehrerin Khuu sowie dem Fahrer Daschka gehts auf in die Steppe.

Die Asphaltstrasse endet und wir biegen in die weite Grassteppe ab. Weiter geht es ueber Huegelpfade und durch Flusstaeler. Dabei ueberqueren wir oftmals das teilweise recht tiefe Wasser. Unser robuster, russischer Minibus macht alles mit. Natuerlich sind die zwei obligatorischen Reifenwechsel dabei. Und bei langen Strecken mit Vollgas fahrend, d.h. max. 80 km/h, haelt Daschka, gleichzeitig Besitzer des 12 Jahre alten Wagens, mehrmals an, oeffnet die wuchtige Motorhaube zwischen Fahrer- und Beifahrersitz und fuellt Wasser zur Abkuehlung nach.

Die mongolische Landschaft ist abwechslungsreich. Wir fahren bzw. erwandern immerhin Hoehen von 3000 Metern. Unsere 2-taegige Wandertour fuehrt uns in den Naiman Nuur Nationalpark zu dem Gebiet der 8 Seen. Unser Gepaeck, wie Zelt, Schlafsaecke und Kochgeschirr wird am Morgen auf ein Lastpferd geschnallt, das vorangeht. Wir laufen ueber farbenpraechtig bluehende Sommerwiesen, waten durch eiskaltes Flusswasser, erleben einen 20 minuetigen Hagelschauer mit Gewehrkugelgrossen Hagelkoernern, die auf der Haut schmerzen und klettern ueber vulkanische Gesteinsfelder. Jedesmal fasziniert sind wir vom Schauspiel der Wolken, das sich nach jedem Wetterumschlag aendert und bizarre Wolkenfomationen am endlos erscheinenden Himmelhorizont eroeffnet. Highlight unserer Tour ist ein 5-stuendiger Ausritt zu Pferd. Wir starten frueh am Morgen, um die ueber 30 km per Pferd zurueckzulegen.

Auf 3 Millionen Einwohner kommen in der Mongolei 48 Millionen Tiere. Immer wieder ziehen frei laufende Pferde an uns vorbei. Wir muessen mehrmals stoppen, um den eleganten, galoppierenden Vierbeinern vor unserem Wagen den Vorrang zu lassen. Riesige Schafs- und Ziegenherden werden von Viehzuechtern zu Pferd ueber die weite Grassteppe getrieben. Yaks grasen an Flusslaeufen oder stellen sich zur Abkuehlung gleich ganz in den See. 

Abends sind wir meist bei Nomadenfamilien in ihrer Jurte eingeladen und bekommen gesalzenen Yak- oder Stutenmilchtee und getrockneten Joghurt angeboten. In der Mitte der Jurte steht der Ofen, der am Abend mit Kuh- oder Yakdung angefeuert wird. So wird es in kurzer Zeit richtig mollig warm. Sind tagueber die Temperaturen angenehm, wird es bei Daemmerung doch recht kuehl. Kaum vorzustellen wie es hier im Winter ist. Man erzaehlt uns, es ist dann bei minus 20 bis minus 50 Grad eisig kalt. Aber am schlimmsten sollen die stuermischen Winde sein, deshalb wird die Mongolei auch Land der Zornigen Winde genannt. Um sich und ihre Herden vor dem Wind zu schuetzen ziehen die Familien mit ihren Tieren vor Winteranbruch in windschattige Gebirgstaeler. Bei jedem Wetter bleiben die Tiere draussen, es gibt keinen Stall. Die Frauen sind abends und am Morgen mit dem Melken der Yak- bzw. Ziegenherden beschaeftigt. Doch bei aller Tradition ist auch hier der Fortschritt zu erkennen - neben der Jurte finden wir bei einigen Familien eine Solaranlage, eine Satellitenschuessel fuer den Fernsehempfang.

Wir stossen in der Jurte mit unserem 74-jaehrigen Gastgeber Borg mit Wodka an und er kommt ins Plaudern. Gemeinsam mit seiner Familie hat er einen Viehbestand von 1000 Tieren - Schafe, Ziegen, Yaks, Kamele und Pferde - was fuer mongolische Verhaeltnisse schon recht ordentlich ist. Am liebsten sind ihm die Pferde, auf denen er jeden Tag noch reitet und so seine Ziegenherde zum Melken zusammentreibt. Stolz erzaehlt er von seinen Erfolgen beim Naadam Pferderennen und beim Ringen. (Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.)

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