China, Peking: Verboten und riesig

Von Japan machen wir uns mit dem Schiff auf zu bekannten Ufern. Es geht wieder nach China und zunaechst nach Shanghai. Die Einfahrt vom Meer her ist grandios. Bei bestem Wetter fahren wir den Huangpu Fluss hinauf, vorbei an den maechtigen Hafenanlagen, direkt auf die beruehmte Hochhaeusershilouette von Shanghai - dem Bund - zu. Dort landen wir an und haben unsere erste richtige Laenderrundreise hinter uns gebracht: China - Mongolei - Russland - Japan - und zurueck nach China. Es ist ein schoenes Gefuehl fuer uns nach all der Zeit auch mal wieder an einen Ort zurueckzukommen. Denn so koennen wir uns die obligatorische Orientierungsphase sparen und sind wenig spaeter im Stadtbus. Hier fallen uns drei aelteren chinesischen Damen auf. Sie laecheln uns freundlich an, kuemmern sich als erstes darum, dass wir Sitzplaetze bekommen, kramen in ihren Plastiktueten und reichen uns gekochte Eier, Kekse und Saft zum Fruehstueck. Anscheinend sehen wir nach zwei Tage Schiffsfahrt mitsamt unseren grossen Rucksaecken so hilfsbeduerftig aus :-) Ablehnen geht bei dem Eifer der Damen, uns unbedingt etwas Gutes zukommen lassen zu wollen, gar nicht. Wir greifen dankend zu und freuen uns, wieder in China zu sein.

Da wir die Expo schon beim letzten Mal besucht haben, nehmen wir am selben Tag noch den Nachtbus nach Peking - die Bahn war schon ausgebucht. Aber vorher schaut sich Uwe noch die deutsche Technik an, die nur hier gebaut werden konnte, da es in Deutschland zu teuer ist. Gemeint ist der Transrapid, der hier seit 2002 die Stadt mit dem Flughafen Pudong verbindet. In nur 8 Minuten werden die 30 km Entfernung ueberwunden und es werden laut Anzeige im Wagen bis zu 431km/h erreicht. Es kommt einem gar nicht so schnell vor und anschnallen ist trotz der hohen Geschwindigkeit nicht notwendig. Wirklich gebraucht wird der Transrapid auch hier nicht, denn die Metro Linie 2 faehrt auch zum Flughafen - sicher braucht sie laenger, haelt auch 10 mal dazwischen aber das Metroticket kostet auch nur ein zwanzigstel des Transpid-Ticketpreises. Auch fuer die meisten Mitfahrer ist der Transrapid weniger ein schnelles Transportmittel als eine Touristenattraktion, dennoch toll die Technik mal im Einsatz zu sehen. 

In Peking sind wir mit Jim verabredet. Ihn hatten wir bei unserer etwas abenteuerlichen Grenzueberquerung von China in die Mongolei kennengelernt. Jim, gebuertiger Chinese, hat seine aktiven Studien- und Berufsjahre in den USA verbracht und ist nun zur Betreuung seines Vaters nach Peking zurueckgekehrt. Beim gemeinsamen Schlendern durch die Gassen fallen uns Haendlerinnen auf, die kuriose Stecker anbieten. Jim klaert uns auf. Es handelt sich um Geraete zum Blockieren des heimischen Stromzaehlers. Auf unser Erstaunen hin, das sowas ganz oeffentlich angeboten wird und nicht verboten ist, meint Jim mit einem Schmunzeln: "In China geht alles und nichts." Was ihm zu denken gibt, ist der Trend bei der chinesischen Jugend, unbedingt ein eigenes Auto besitzen zu wollen. Die Luftverschmutzung in Peking sei jetzt schon so hoch, dass an manchen windstillen Tagen gar kein Himmel mehr zu sehen, sondern alles Grau ist. Das vermisst er dann auch an seiner alten Heimatstadt Seattle besonders - die frische Luft. Um sich fit zu halten, geht er wie viele Chinesen jeden Morgen 6 Uhr in den Park, um Tai Chi zu machen. Am Sonntag trifft er sich mit seinem Lehrer, einem ueber 70-jaehrigen Arzt, der ihn und andere kostenlos in die hohe Kunst der meditativen Bewegungen einfuehrt. Jim laedt uns auch zum Abendessen in ein traditionelles chinesisches Restaurant ein: Leckeres Essen, erfrischend kuehles Bier und angenehme Atmosphaere.

Was die Sehenswuerdigkeiten von Peking betrifft, beeindrucken die vorallem durch ihre riesigen Ausmasse. Da ist der Platz des himmlischen Friedens, mit 40 ha einer der groessten oeffentlichen Plaetze der Welt. Am Wochenende reihen sich hier die meist chinesischen Besucher in die lange Schlange ein, um einen Blick auf Mao im Mausoleum werfen zu koennen. Das Gebaeude befindet sich am suedlichen Ende des Platzes. Den Nordabschluss bildet das Tor des himmlischen Friedens mit dem grossen Konterfei des Revolutionsfuehrers.

Ein weiteres riesiges Bauwerk ist die verbotene Stadt. Hier residierten einst die chinesischen Kaiserdynastien mit ihrem Hofstaat. Der Zutritt fuer die normale Bevoelkerung war unter Androhung von sofortiger Exekution streng verboten. Das Labyrinth aus maechtigen Hallen-, Palastgebaeuden und Innenhoefe, die durch hohe Mauern und Tore und dazwischenliegende lange Gaenge und offene Versammlungsplaetze voneinander getrennt sind, bietet auf den ersten Blick wenig Abwechslungsreiches. Aber wie so oft liegt das Schoene und Ausgefallene im Detail. Huebsch anzuhoeren sind die Geschichten von Eunuchen, Konkurbinen und Palastintrigen, die uns ueber den GPS gesteuerten, wenn auch nicht immer treffsicheren, Audioguide zum besten gegeben werden. Auch gefallen uns die wohl klingenden Namen der Gebaeude wie "Halle des kaiserlichen Seelenfriedens". "Palast der himmlischen Klarheit" oder "Palast der irdischen Ruhe". Den besten Blick auf die Verbotene Stadt bietet sich allerdings von oben. Wir erklimmen am fruhen Morgen die Stufen zum Tempel im Jingshan Park, von wo sich ein toller Ausblick auf die Kaiserpalaststadt bietet. Ausser uns haben sich Chinesen ab 55+ zur Gymnastik eingefunden und vollfuehren ihre Uebungen vor der Pekinger Stadtkulisse. Es sind Rentner, denn die arbeitende Bevoelkerung ist um diese Zeit schon oder gerade auf dem Weg zur Arbeit. Von Jim hatten wir erfahren, dass das allgemeine Rentenalter fuer Frauen bei nur 55 und fuer Maenner bei 60 Jahren liegt, damit die jungen Leute eine groessere Chance auf einen Job haben.

Zum Schluss besuchen wir natuerlich auch den Inbegriff riesigen Ausmasses in China schlechthin - die Grosse Mauer. Dazu fahren wir ins 70 km entfernte Badaling. Es ist zwar der von den meisten Toursiten heimgesuchte Abschnitt der Mauer, allerdings nicht um die von uns gewaehlte Tageszeit: kurs vor Sonnenuntergang. Da haben wir die Mauer fast ganz fuer uns allein. Sie schlaengelt sich wie ein weissgraues Band ueber die gruenen Gebirgszuege und wir folgen dem stetig auf- und abfuehrendem Mauerweg mehrere Kilometer bevor die Sonne hinterm Horizont verschwindet. (Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.)

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