China, Tibet: Lhasa - Auf dem Dach der Welt

Um heutzutage nach Tibet reisen zu koennen, bedarf es einiges an Organisationsaufwand. Wir benoetigen drei verschiedene Zutrittsberechtigungen (Permits), fuer die Regionen, durch die wir im Land reisen, einen Guide, der uns in Tibet begleitet, einen Fahrer mit Jeep, um ueber Lhasa hinaus reisen zu koennen, denn wir wollen weiter durchs Land bis nach Nepal. Dies macht das Reisen in Tibet zur teuren Angelegenheit und wir suchen deshalb Mitrreisende, um die Kosten fuer Fuehrer und Jeep teilen zu koennen. Dazu nehmen wir bereits in Peking Kontakt mit Reiseagenturen und  Hostels in Chengdu auf, dem geplanten Startpunkt unserer Tibetreise. Da wir bereits vor drei Monaten in Chengdu waren, wissen wir, dass dort viele Backpackers absteigen, um weiter nach Tibet zu reisen und die Hostels entsprechende Touren anbieten. Und wir haben Glueck. Aufgrund unserer Anfrage finden sich Matt aus den USA, Maartje und Kapsar aus Holland, Hayley aus England und Yann aus Frankreich, die sich uns anschliessen. Damit fuellen wir samt Gepaeck einen Minivan und bekommen die 8-Tagesreise von Lhasa bis zur nepalesischen Grenze fuer den guenstmoeglichen Preis.

Mittlerweile sind wir in Chengdu angekommen und ueberbeucken die Wartezeit auf die Permits mit einer weiteren Besteigung eines heiligen Berges in China, der uns vor drei Monaten wegen schlechten Wetters verwaehrt geblieben war - des Emei Shans. Siehe unseren Wanderbericht "Berg der zehntausend Stufen".

Ein paar Tage spaeter sitzen wir im Zug und fahren auf der hoechst gelegenen Bahnstrecke der Welt - es geht bis auf  Hoehen von ueber 5000 Metern -  von Chengdu hinauf ins tibetische Hochplateau nach Lhasa. Es rauschen tolle Landschaften an uns vorueber, die Vorfreude wecken. Aber auch hier ist die Bauwut der Chinesen ungebrochen, denn wir sehen mehrere Hochhaeuserkomplexe, an denen gleichzeitig gebaut wird. Nach knapp zwei Tagen erreichen wir Lhasa und werden von unserem tibetischen Reisefuehrer vom Bahnhof abgeholt. 

Lhasa liegt auf 3.600 Metern Hoehe und das merken wir gleich in der ersten Nacht, in der wir keinen guten Schlaf finden. Aber mit jeder weiteren Nacht gewoehnt sich der Koerper an die Hoehe und es wird besser. Das tibetische Herz der Stadt schlaegt in der Altstadt mit dem Jokhang Tempel im Zentrum, dem Zentralheiligtum der Tibeter. Ein kontinuierlicher Pilgerstrom zieht sich um den Tempel herum, entlang enger Gassen und an zahlreichen Souvenirstaenden vorbei. Daneben wimmelt es von Haendlern, die an ihren Staenden und in ihren Laedchen Dinge des taeglichen Bedarfs anbieten.

Befremdlich im bunten Treiben wirken allerdings die streng dreinblickenden, bewaffneten Armeeposten, die an jeder Strassenecke zu finden sind und die unwillkuerlich daran erinnern, dass Tibet seit nunmehr ueber 40 Jahren von China besetzt wird. Das Fotografieren der Posten ist natuerlich streng verboten, aber sonst koennen wir uns als Touristen innerhalb der Stadt frei und auch ohne Reisefuehrer bewegen.

Das Wahrzeichen von Lhasa ist der Potala Palast, ehemaliger Wohnsitz des Dalai Lamas, bevor dieser im Jahre 1959 vor den Chinesen nach Indien floh und seitdem im Exil in Dharamsala, Indien, wohnt. Der Palast ueberstrahlt die Stadt in seiner Maechtigkeit und Anmut. Natuerlich kannten wir den Anblick von so vielen Fotos her, aber jetzt wo wir tatsaechlich davorstehen, kommen wir ins Schwaermen. Am fruehen Morgen ist er das Ziel von unzaehligen glaeubigen Tibetern, die mit ihren Gebetsmuehlen und -ketten in den Haenden den Palast umrunden. Auch wir folgen dem Strom und von jeder Ecke des Pilgerpfades aus eroeffnet sich ein neuer faszinierender Anblick auf das phaenomenale Bauwerk. Im Stadtpark daneben ertuechtigen sich die Bewohner bei ihren morgendlichen Tai Chi Gruppenuebungen direkt zu Fuessen des Palasts.

Fuer die Besichtigung der Innenraeume muessen wir uns einen Tag vorher anmelden und bekommen eine Besuchszeit zugeteilt. Am naechsten Tag machen wir uns puenktlich 11:20 Uhr auf den Weg. Nach Gepaeck- und mehrmaliger Passkontrolle gelangen wir endlich ins Innere. An uns vorbei schieben sich die Pilger, die aus allen Teilen Tibets anreisen, um vor den heiligen Buddhastatuen zu beten und Opfergaben darzubringen. Fotografieren im inneren ist streng verboten. Aufpasser draengen zum Weitergehen, damit der Menschenstrom nicht allzu sehr ins Stocken geraet. Die Raeume sind duester und stickig, die Waende mit bunten Mandalas und tibetischen Lebensraedern verziert, die Decken vom Butterlampenruss geschwaerzt und die goldenen Stupas (Grabstaetten der ehemaligen Dalai Lamas) und Buddhas erstrahlen im Kerzenschein. Und ploetzlich treten wir wieder in einen lichtgefluteten Innenhof und bestaunen die Aussicht auf Lhasa und die bergige Umgebung vom Palast aus. (Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.)

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