Faszinierend hohe Bergwelt - Nepal, Annapurna Runde
Unsere Wandertour durch die Annapurna Region Nepals ist in vielerlei Hinsicht einzigartig: die abwechslungsreiche Landschaft, die wir zu Gesicht bekommen, die Hoehenmeter, die wir in 10 Tagen zuruecklegen und der erlebte Teamgeist, der uns mit unseren drei Mitwanderern verbindet. Fuer uns ein Highlight unserer bisherigen langen Reise.
In Kathmandu decken wir uns noch mit warmen Schlafsaecken ein, denn es kann empfindlich kalt werden auf ueber 4000 Metern Hoehe. Weiter in Pokhara treffen wir Luca aus Italien, den wir in China kennengelernt haben und Marc aus Kanada, die sich uns anschliessen. Auf Traeger verzichten wir, denn wir koennen unser grosses Gepaeck im Hostel lassen und beschraenken uns auf das noetigste. Aber auch das wiegt samt des neu erstandenen Schlafsacks um die 8 kg pro Rucksack.
Am Morgen nehmen wir zu viert den Bus nach Besi Sahar, dem Startpunkt unserer Tour. Von dort koennten wir noch weiter fahren, entscheiden uns aber fuers Laufen. Der Anschlussbus ist fuer uns Touristen heillos ueberteuert, der Bus ist schon voll und viele nepalesische Fahrgaeste haben es sich bereits auf dem Dach des Busses bequem gemacht. Als wir dann noch beobachten, wie das ueberfuellte Gefaehrt ueber das Gesteinsgeroell der Fahrpiste holpert, sind wir froh diesem Spektakel von ausserhalb zuzuschauen. Und ueberhaupt ist der Pfad entlang gruener Schluchtentaeler, die von Wasserfaellen und Reisterassen ueberzogen sind, vorbei an Bergdoerfern wirklich idyllisch. Im ersten Uebernachtungsort Ngadi buhlen die Gaestehausbesitzerinnen noch um jeden Wanderer und wir bekommen das Zimmer fuer umsonst und bezahlen nur fuers Essen. Das macht allerdings die Haupteinnahmequelle der Unterkuenfte aus, da die Gaeste fuer gewoehnlich zu Abend essen und am naechsten Morgen auch fruehstuecken. Hier lernen wir Harriet aus Frankreich kennen, die sich spaeter unserem Wandertrupp anschliesst. Wir fuenf verstehen uns auf Anhieb und bilden fuer den Rest der Treks ein eingeschworenes Wanderteam.
In den naechsten Tagen gewinnen wir auf dem Wanderpfad, der sich bergauf und -ab windet, stetig an Hoehe. So langsam verwandelt sich die immergruene, feuchtwarme Gebirgsflusslandschaft in braune, schroff emporragende Felsschotterberge bis wir die ersten schneebedeckten Annapurnagipfel erblicken. Am Wegesrand waechst auf 3000 Meter Hoehe Marihuana wie Unkraut - grosse gruene Straeucher mit den bekannten Blaettern. Aber haette uns Harriet nicht darauf aufmerksam gemacht, haetten wir die unscheinbaren Pflanzen glatt uebersehen. Nun ist uns auch klar, weshalb wir von Einheimischen immer wieder gefragt werden, ob wir Haschisch kaufen wollen. Die Beschaffung ist jedenfalls kein Problem.
Wir fuehlen uns auch noch in Manang trotz der Hoehe von 3.600 Metern gut und verzichten auf den obligatorischen Akklimatisierungstag im Bergdorf. Dafuer unternehmen wir einen Abstecher zum Tilicho See, der uns von anderen Reisenden waermstens empfohlen wurde. Der Tilicho See auf 4920 Metern Hoehe soll der hoechstgelegene See der Erde sein. Der Panoramaweg fuehrt uns entlang erdrutschgefaehrdeter Felshaenge, aber bietet atemberaubende Berg- und Talblicke. Ab Manang merken wir langsam, dass wir in Nepals Hauptwandersaison unterwegs sind, denn die Dichte der Gaetsehaeuser nimmt ab 4000 Meter merklich ab und die Fuelle der Leute zu. Am Tilicho Basecamp, der einzigen Unterkunftsmoeglichkeit vor dem 800 Hoehenmeter Anstieg zum See, wird es das erste Mal kritisch. Wir kommen gegen halb 5 abends an und der Aufenthaltsraum mit angeschlossener Kueche platzt bereits aus allen Naehten. Alle Zimmer sind natuerlich ausgebucht und wir duerfen unser Nachtlager gemeinsam mit drei weiteren Gaesten im Aufenthaltsraum aufschlagen. Als schliesslich gegen 21:30 Uhr die letzten Gaeste gegessen haben und den Raum verlassen, werden wir mit unseren Schlafsaecken auf die zusammengeschobenen Holzpritschen und -tische verteilt. So muessen wir wenigstens nicht auf dem kalten Boden schlafen. Am naechsten Morgen stellen wir fest, dass wir es in unserem durch Kueche und Essen aufgewaermten Raum noch mit am waermsten hatten. Die Gaeste, die noch ein Bett bekommen haben, sind teilweise schon gegen 4 Uhr in der Frueh aufgestanden, weil es ihnen zu kalt in den Unterkuenften war.
Gegen 7 Uhr nach dem Fruehstueck wagen wir, ohne Gepaeck das wir im Basecamp lassen koennen, den Aufstieg auf 4900 Meter zum Tilicho See. Wir koennen ohne Balast wandern, denn unsere Rucksaecke lassen wir im Base Camp, da wir auf dem Rueckweg eh wieder dort vorbeikommen. Die 7000er Gipfel der Annapurna Bergkette ruecken immer naeher und wirken zum Greifen nah. Hier merken wir die duenner werdende Luft: gemaechlich und mit vielen kurzen Pausen zum tief Luftholen erklimmen wir die teilweise sehr steil ansteigenden Hoehenmeter und sind umso gluecklicher als wir den strahlend blauen Hochgebirgssee umgeben von Schnee und Eis erreichen. Unseren hoechsten Punkt erwandern wir zwei Tage spaeter: den Thorung La Pass auf 5416 Meter. In der Nacht zuvor hatte es geschneit und die Wege sind mit einer duennen Schicht Neuschnee ueberzogen. Wir fuehlen uns trotz der Anstrengung einfach nur genial. Selbst in dieser Hoehe treffen wir Traeger die an die 30 bis 60 Kilo ueber den Pass schleppen.
Der Abstieg ins 1600 Meter niedriger gelegene Muktinath und weiter nach Jomsom eroeffnet nochmals ein ganz anderes Landschaftsbild: karge, braune Felswueste von einem breiten Flusstal durchzogen, die uns an Jordanien erinnert. Seit drei Jahren verbindet eine von Jeeps befahrene Strasse Muktinath mit Jomsom. Wir laufen trotzdem bis Jomsom. Im Dorf angekommen, ergattern wir am Busschalter, einer Blechbaracke, um die sich schon viele Einheimische draengen, ein Busticket fuer denselben Tag weiter nach Ghaza. Die Teilstrecke Jomsom bis zum Ende der Annapurna Runde ist seit dem Ausbau des Wanderpfades in befahrbare Strassenpiste von unzaehligen Bussen und Jeeps bevoelkert, das sie fuer Wanderer nicht mehr empfohlen wird - ausser an Feiertagen. Einen davon erwischen wir und da fahren nur wenige Busse und man nutzt diesen Umstand, um mal wieder viel zu hohe Ticketpreise von den Touristen abzuknoepfen. Wir lehnen das ab und laufen in reichlich 3 Stunden von Ghaza nach Tatopani. An diesem Tag ist der Weg wunderschoen ruhig und es geht wie am Anfang unserer Route durch ein gruenes, wasserreiches Flusstal - ein schoener Abschluss unserer Annapurna Runde. (Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.)