Australien, Outback: Die Wueste blueht

Von Nepal ist es nicht nur eine sehr lange Flugstrecke nach Australien, der Unterschied in den Lebensverhaeltnissen ist einfach riesig: Es gibt geteerte breite Strassen, die Fusswege werden sogar abgesaugt, glaenzenden Fasaden und Supermaerkte, wo es wieder die von zu Hause gewohnte Palette der westlichen Nahrungsmittel gibt. Alles geht seinen ruhigen, relaxten und manchmal auch etwas langsameren Gang. Dafuer gibt es fuer alles auch westliche und durch den schwachen Euro doch recht hohe Preise, an die wir uns erst mal wieder gewoehnen muessen und die groessere Loecher in unsere Reisekasse schlagen werden. Auf der anderen Seite sind die meisten Museen und Nationalparks gratis und bestens ausgestattet. Oft gibt es Rast- und Picknickplaetze, bei denen kostenlos Gasgrills zur Verfuegung stehen und nach Asien sind die sehr sauberen und fast ueberall zur Verfuegung stehenden unentgeltlichen WC's eine Wohltat.

Wir landen zunaechst in Perth im Suedosten von Australien, eine nette und relaxte Stadt. Danach gehts weiter nach Alice Springs in die Mitte des Kontinents. Hier bekommen wir unseren Mietwagen und holen Katja vom Flughafen ab, denn die naechsten drei Wochen reisen wir mit Katja gemeinsam bis nach Sydney. Zunaechst begeben wir uns zur meistbesuchten Sehenswuerdigkeit der roten Mitte von Oz, dem Ayers Rock. Der rote Felsen ragt 348 Meter aus der sonst flachen Ebene und wird von den Aborigines Uluru genannt. Er ist den Aborigines sehr heilig und eine Besteigung des Felsens wird als Stoerung dieser Heiligen Staette betrachtet. Dann wundert es uns doch, dass das Hinaufsteigen nicht verboten ist, es wird vielmehr von der Verwaltung des Nationalparks empfohlen nicht hinaufzusteigen, um die Wuensche der Aborigines zu respektieren. Als Wander- und Kletterbegeisterter ist man da natuerlich in einem Dilemma, will man sich doch dieses Gipfelglueck dieses schoenen Felsens nicht entgehen lassen. Fuer uns loest sich die Zweifelsfrage des Aufstiegs ganz einfach: Am ersten Tag ist der Aufstieg wegen Hitze (es waren 38 Grad im Schatten) und am zweiten Tag wegen starken Windes von der Nationalparkverwaltung gesperrt. Und einen Tag laenger hier warten, wollen wir auch nicht. Stattdessen unternehmen wir eine gefuehrte Wanderung mit einem Ranger und David, einem Aboriginal des Anangu-Stammes, der uns die Felszeichnungen am Uluru erklaert. Auch erfahren wir, dass der Aufstieg auf den Uluru 2012 gaenzlich verboten werden soll und man es bisher noch erlaubt, um keine Touristen abzuschrecken. 

Hier in Australien geniessen wir auch einfach mal das 24 Stunden in der Natur sein: morgens auf einem der Schluchtenpanoramawege, mittags mit einem guten Buch im Schatten eines Eucalyptusbaumes, abends beim Barbecue auf dem Campingsplatz und nachts bei Froschgequake im Zelt. Die Weite der Landschaft, das Menschenleere, die Ruhe und das Farbenspiel der Natur laesst uns durchatmen. Gleich an unserem ersten Abend im Outback bestaunen wir einen glutroten Himmel und die sich schwarz davor abhebenden Baumshilouetten zum Sonnenuntergang. Bei den heimischen Vogelarten setzt sich das Farbspiel fort. Wir waren ja noch nie begeisterte Vogelbeobachter, aber hier macht es einfach nur Freude, die kunterbunten Wellensittiche, Zebrafinken und Papageien in der freien Wildbahn zu beobachten. Daneben bekommen wir entzueckende Eidechsen, Dingos und die flinke kecke Spinifex-Taube vor die Linse. Leider laesst sich der bekannteste Bewohner Australiens - das Kaenguru - noch nicht blicken. Als Vorgeschmack lassen wir uns allerdings schon leckeres Kaenguruh-Steak frisch gegrillt vom Gasbarbecue auf dem Zeltplatz schmecken.  

Im Outback hatten wir eigentlich neben der Weite, viel Hitze und trockene Straeucher erwartet. Tatsaechlich gruent und blueht es, soweit das Auge reicht. Wir fuehlen uns gar nicht wie in einer Wueste. "Das ist ungewoehnlich und kommt nur aller 12 Jahre mal vor", bestaetigt uns auch der Ranger am Uluru. Dieses Jahr hat es bereits soviel geregnet, dass Zentralaustralien immer noch gruen ist und der grosse und sonst ausgetrocknete Eyre Salzsee in der Mitte des Landes mit Wasser gefuellt ist. Bei unserer Wanderung durch den Kings Canyon bekommen wir den Wasserreichtum auch hautnah zu spueren. Bereits am Anfang des 7,5 km langen Rundweges durch die Ormiston Schlucht warnt ein Hinweisschild davor, dass am Ende des Weges Schwimmen angesagt ist und moeglichst alle wichtigen Dokumente, die man nicht im Auto lassen moechte, wasserdicht verpackt mitgenommen werden sollen. Also nochmal zurueck, Rucksack dalassen und verschliessbare Zipbeutel fuer Kamera und Pass einpacken. Angekommen am Wasserloch heisst es dann: entweder ein Stueck Durchwaten und Felsklettern oder ganz Durchschwimmen. Wir wagen uns mit all den wichtigen, wasserdicht verpackten Dokumenten an den Fels und Katja spingt ins kuehle Nass, was bei der brennenden Mittagssonne eine Wohltat ist. Alle kommen wir wohlbehalten und mehr oder weniger trocken am gegenueberliegenden Ufer an.

Nach unseren naturnahen Outbackerlebnissen in der Uluru Region heisst es dann erstmal Fahren, Fahren, Fahren, um die knapp 2000 km zwischen Alice Springs und Charters Towers zurueckzulegen, einer Stadt kurz vor der Ostkueste. Entlang der schnurgeraden Asphaltstrasse ziehen sich ausgedehnte, ocker- bis orangsfarbene Felder, Eukalyptuswaelder und riesige umzaeunte Kuhweiden. Auf der Strecke statten wir den beruehmten Teufels Murmeln (Devils Marbles) einen Besuch ab, riesigen Felskugeln, die in der flachen Gegend doch etwas unnatuerlich wirken. Auch hier sehen wir immer noch keine Kaengurus, zumindest keine lebenden, denn leider sind immer wieder ueberfahrene am Strassenrand zu sehen. Bei den zum Teil erlaubten 130 km/h auf der Landstrasse kommen wir eigentlich recht zuegig voran, aber das sind bei den riesigen Entfernungen immer nur ganz kurze Strecken auf der Landkarte. Wir treffen kaum auf Autos, dafuer ueberholen wir einige sogenannte "Roadtrains". Diese Strassen-Zuege sind LKWs mit bis zu drei Anhaengern die eine Gesamtlaenge von 51 Meter erreichen duerfen. Ueberholen dieser gigantischen Lastwagen ist aber wider erwarten kein Problem, denn bei den ewig geraden Strassen ist der wenige Gegenverkehr sehr gut einzusehen. Ueber uns bilden sich teilweise dramatische Wolkenformationen, vorallem wenn Gewitter mit kurzen, aber heftigen Schauern ueber uns hinwegfegen. Angekommen in Charters Towers, einer Stadt die 1871 im Goldrausch gegruendet wurde, statten wir einer ehemaligen Goldmine einen Besuch ab. Und endlich, hier mitten in der Stadt auf einem Huegel haben wir unsere erste Begegnung mit einer Art des australischen Kaengurus - dem Rock Wallaby.

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