Australien, Tasmanien: Bedrohte Teufel

Nach vier Wochen im australischen Outback und an der Ostkueste fliegen wir auf den suedlichen Inselzipfel Australiens - nach Tasmanien. Der nur 500.000 Einwohner zaehlende Inselbundesstaat ist ein Paradies fuer Wanderer mit der groessten Nationalpark-Dichte aller australischer Bundesstaaten. Wir benoetigen noch ein Zelt und gleich am Ankunftstag werden wir in Hobart fuendig. In der sonst eher verschlafenen Inselhauptstadt reiht sich in einer Strasse ein Outdoorgeschaeft and das naechste und trotz Sonntag sind sie geoeffnet. Die kostenlose Broschuere ueber die 60 grossartigsten Wanderungen - eine gute Hilfe bei der Auswahl der Wandertouren - bekommen wir auch und zufrieden verlassen wir Hobart in Richtung Campingplatz. Fehlt nur noch eins: Die Sonne. Trotz Sommer auf der Suedhalbkugel versteckt sich diese (mal wieder) hinter dicken Wolken und im Vergleich zum Festland-Australien ist es in Tasmanien auch noch um einige Grad kuehler. Lange brauchen wir nicht warten und unser treuer Begleiter, der Regen, gesellt sich ebenfalls dazu. Zum Glueck regnet es meist nicht den ganzen Tag und auch die Sonne kommt ab und zu zum Vorschein, sodass wir wandermaessig nicht zu kurz kommen. Nur einmal muessen wir wegen des Regens wirklich umkehren: Das letzte Stueck des Aufstiegs zum 1.545 Meter hohen Mount Cradle ist steil, der Weg ist von groesseren Felsbrocken uebersaet und er erfordert doch auch etwas Kletterei ab. Wir waren noch bei Sonne losgelaufen, aber durch den nun einsetzenden Regen und zum Teil Hagel sind die Felsen recht rutschig und da die Bergspitze vom dichten Nebel eingehuellt ist, ist auch keine Aussicht zu erwarten und wir kehren ca. 50 Meter unterhalb des Gipfels wieder um. Das Risiko auszurutschen stand einfach in keinem Verhaeltnis zur erwartenden Aussicht - naemlich keiner. Gerade in den tasmanischen Bergen ist das Wetter extrem wechselhaft und das bekommen wir immer wieder mit.

Landschaftlich erinnert die Insel mit ihren Bergen und zum Teil steilen Kuestenabschnitten an Irland und Schottland, nur eben mit der typisch australischen Tier- und Pflanzenwelt - angepasst an das kuehlere und feuchtere Wetter -  und hat dadurch seinen eigenen Reiz. Wir spazieren durch moosbewachsene und farnbaumbestandene Regenwaelder, in der die Zeit stillzustehen scheint. Auf Holzstegen wandern wir mitten durch bluehendes Sumpfland, in denen die leuchtend rote Waratah und die hochgewachsene palmenartige Padani (eigentlich ein Heidestrauch) ins Auge stechen. Im Mount Field National Park erblicken wir einen Wald mit den hoechsten Baeumen der Welt - den Swamp Gums, einer speziellen Eukalyptusart. Sie koennen fast 100 Meter Hoehe erreichen - nur eine andere Baumart, die Redwoods in Kalifonien, wachsen noch hoeher.

Natuerlich wollen wir auch den bekanntesten Bewohner der Insel, den Tasmanischen Teufel, sehen. Das ist in der freien Wildbahn sehr schwierig und so fahren wir zu einer Wildlife Sanctuary. Erstaunt sind wir, dass die Lebenserwartung der Teufel nur bei 5-6 Jahren liegt. Hier im Park haben es die aelteren aber besser und koennen meist durch gute Pflege 2 Jahre mehr erreichen, als in freier Wildbahn, wo die aelteren auch schon mal von juengeren Artgenossen aufgefressen werden. Wir erfahren, dass die Population der groessten fleischfressenden Beuteltiere von 1996 bis 2009 um 80% zurueck gegangen ist. Eine der groessten Bedrohungen ist der Mensch: Da ist der vom Menschen aus Europa eingefuehrte Fuchs zu nennen, den man aber versucht aus Tasmanien fern zu halten. Dann ist die Einschraenkung des Lebensraums und der staerker werdene Autoverkehr. Tausende Teufel werden jaehrlich ueberfahren oder angefahren. Verletzte Tiere versucht man in den Aufzuchtstationen wieder gesund zu pflegen. Und seit Anfang der 90er Jahre hat es ein heimtueckischer Virus auf die kleinen schwarzen Beutler abgesehen: Die Infektion wird durch Bisse uebertragen, hat krebsartige Wucherungen zur Folge, an der die Tiere innerhalb weniger Monate jaemmerlich verenden. Leider gibt es dagegen kein Mittel und man versucht die Tiere vor Ansteckung zu schuetzen. Tierparks haben sich zur Aufgabe gemacht, gesunde Tiere heranzuziehen. Aber bedenklich stimmt schon, wenn Tierpflegerin Stephanie erwartet, dass die Tiere in 10 bis 40 Jahren in freier Wildbahn ausgestorben sein werden. Somit droht ihm das gleiche Schicksal wie auf dem australischen Festland, denn dort ist er bereits vor rund 500 Jahren ausgestorben, so schaetzt man.

Bei Wallaby, Wombat und Co. ist das anders, sie erfreuen sich auch in Tasmanien an einer hohen Anzahl und sind des oefteren zu sehen. Gelegentlich schauen sie bei uns beim Fruehstueck am Zelt vorbei und ab und zu sehen wir am Wegesrand auch einen Schnabeligel. Nun wissen auch wir warum die Barbecue-Heizplatten auf den oeffentlichen Picknick-Plaetzen immer wie geleckt aussehen: Das Opossum labt sich bei Dunkelheit an den Resten des Gegrillten ;-)

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