Neuseeland, von Christchurch nach Norden: Der Schock kam danach

Kaum sind wir wieder auf der Nordinsel, hoeren wir im Radio, dass es in Christchurch ein Erdbeben gab. Es war aber nicht so stark, wie das letzte vor 5 Monaten. Also vielleicht gar nicht so schlimm. Aber nach und nach wird vom wirklichen Ausmass der Katastrophe berichtet und als wir am Abend auf dem Campingplatz in Napier die Bilder der Zerstoerung im Fernsehen sehen und von den vielen Toten hoeren (es wird mit 240 gerechnet), sind wir geschockt. Nicht nur wir, alle. Die Fahnen werden auf Halbmast gesetzt, es ist die groesste Naturkatastrophe der neuseelaendischen Geschichte. Die Innenstadt der zweitgroessten neuseelaendischen Stadt (knapp 400.000 Einwohnern) liegt in Truemmern.

Erst vor 3 Tagen sind wir durch die Innenstadt von Christchurch spaziert, haben am Kathedralenvorplatz verweilt und die dort angebotene bayrische Bratwurst probiert. Schoen fanden wir vorallem die historische Strassenbahn, die durch die Innenstadt ratterte und die altehrwuerdig wirkenden ehemaligen Gebaeude der Universitaet, heute Kunst- und Kulturzentrum. Im botanischen Garten geniessen wir die Blumenpracht und koennen noch kurz vor Schliessung des Cafes unseren Kaffee erstehen. Eine Unart fuer uns deutsche Kaffeegeniesser, denn ueberall in Neuseeland schliessen die Cafes schon 16 Uhr, zur besten (deutschen) Kaffeezeit! Und dann stehen immer die deutschen Touristen unglaeubig vor verschlossener Ladentuer...  Am Abend besuchen wir eine Auffuehrung traditioneller Maori Taenze. Beeindruckend war vorallem der Kriegstanz "Haka", bei dem die Maenner mit weit aufgerissenen Augen furchteinfloesende Grimassen ziehen. Auch bekommen wir unsere Gelbfieberimpfung fuer Suedamerika in einem der Aerztehaeuser der Stadt und wir stossen auf Spuren des Bebens vom 4. September 2010, bei dem erheblicher Sachschaden entstand, aber zum Glueck kein Mensch ums Leben kam. Ganze Strassenzuege sind gesperrt, eine Kirche wurde mit Metallstuetzen vor dem Einsturz bewahrt. An vielen Stellen wurde gebaut und renoviert, um die Schaeden des letzten Bebens zu beseitigen. Keiner hatte mit einem so baldigen erneuten Beben gerechnet.   

Wir waehnen uns sicher, hier auf der Nordinsel in Napier. Einer Stadt, die beruehmt fuer ihren Art-Deco Stil ist. Die Stadt ist in diesem Stil Anfang der 1930er Jahre wieder aufgebaut worden, nachdem diese 1931 durch ein schweres Erdbeben voellig zerstoert wurde! Also vielleicht doch nicht so sicher. Neuseeland liegt eben auf mehreren sich gegeneinander bewegenden Kontinentalplatten. Einen Vorteil fuer die Stadt hatte das Beben jedenfalls damals, so lesen wir: Die Erde hob sich um zwei Meter und 200 Quadratkilometer Meeresboden stand nun ueber dem Meeresspiegel und schuf Platz fuer einen Flughafen, Wohnviertel und mehr Weideland. 

Weiter im Norden halten wir in Rotorua, beruehmt fuer seine heissen Quellen und Geisire. Dort bestaunen wir die vielen Maori-Schnitzereien und sehen wie vor der St. Faiths Kirche eine Hochzeitslimousine haelt. Der Braeutigam ist ein Maori, so erfahren wir und aus diesem Anlass fuehrt ein geschminkter Maori ein Haka vor den frisch gebackenen Eheleuten vor. So leben die Braeuche der Maori doch nicht nur fuer die Touristen.

Die letzten Tage hier in Neuseeland verbringen wir noerdlich von Auckland. Da gibt es nicht allzu viel zu berichten: Es gibt unzaehlige schoene Meeresbuchten. Hundertwasser designte die Toiletten von Kawakawa. Hier in der Gegend hat Hunderwasser die letzten Jahre seines Lebens gelebt. Wir sehen die letzten Exemplare der riesigen Kauri Baeume und besichtigen den wichstigen historischen Platz Neuseelands: Das Haus, in dem 1840 der Vertrag von Waitangi unterzeichnet wurde, ein Vertrag zwischen Maori Haeuptlingen und der britischen Krone, der sowas wie der Ausgangspunkt des modernen Neuseelands ist.   

Nun packen wir alles zusammen, geben unser Auto ab, lassen unsere Campingausruestung hier und es geht mit dem Flieger zum letzten grossen Abendteuer unserer grossen Reise: Suedamerika. Es wird wieder ein ganz anderes Reisen: Nachdem wir die letzten 4 Monaten durch Australien und Neuseeland mit verschiedenen Mietwagen ueber 22.000 km zurueckgelegt haben, geht es nun in Suedamerika wieder mit Rucksack und oeffentlichen Verkehrsmitteln weiter. Und es geht wieder in eine ganz andere Kultur, Sprache und Landschaft. Wir sind jedenfalls sehr gespannt darauf.

(Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.)

 
impressum