Uruguay, Montevideo:  Bedarfsdeckende Strassenmaerkte

Von Buenos Aires nehmen wir die Fähre und schippern über das braune Wasser des Rio de la Plata nach Uruguay, übrigens unsere fünfte Schiffsüberfahrt von einem Land zum anderen auf unserer langen Reise. Wir haben uns fuer eine weitere Woche Spanischkurs, diesmal  in Montevideo, entschieden und können auch in einer Wohnung im schicken Schulgebäude übernachten. Mit ihren sozialistisch wirkenden Bauten an der Rambla (der Uferpromenade) und mit den vielen alten Autos erinnert uns die Stadt ein wenig an Osteuropa. Sonntag Nachmittag, als wir zum ersten mal durch die Strassen gehen, wird Fussball gespielt und viele Leute angeln von der Rampla aus im Meer. Aber die Stadt hat auch jede Menge schicker historischer Bauten, leider nicht immer im besten Zustand. Zum Teil kann man die Pracht frueherer Zeit nur erahnen. Und einiges offenbart sich erst durch Zufall: In einem von aussen eher unscheinbaren Haus werden in einer wirklich schicken Halle mit Buntglasdach und Stuckverzierungen die Lottozahlen gezogen und zwar an einem ca. 30-40 Jahre alten Automaten. Zwei Schuelerinnen singen dann nach Vollendung der Ziehung die Zahlen vor.

Wir gehen auf Spurensuche des beruehmten Karnevals und werden an Haeuserwaenden und im kleinen Karnevalmuseum fuendig. Die Menschen in Montevideo empfinden wir als sehr entspannt und relaxt und sind, wie schon in Argentinien, oft mit ihrem Matè - Teebecher samt Thermoskanne anzutreffen. Museen sind nicht immer deutlich gekennzeichnet und meist gibt es in den grossen Raeumen nicht allzu viel zu sehen. Die wenigen interessanten Ausstellungsstuecke sind dann nur auf Spanisch und mit vergilbten Kaertchen aus den 1960ern beschriftet.

Die Produkte in den Laeden sind preisintensiv. So ist zum Leidwesen von Tina die Schokolade doppelt so teuer wie in Deutschland. Und wie wir erfahren, sind vorallem Importwaren, Einrichtungsgegenstaende, Kleidung und Ersatzteile teuer, teurer als in Europa oder den USA! Die Arbeitslosigkeit ist zur Zeit sehr niedrig, aber die Leute verdienen nicht viel. So ist es fuer uns um so erstaunlicher: Wie kommen die Leute um die Runden? Auch im Vergleich zu Argentinien verdienen die Leute weniger und die Preise sind im Durchschnitt hoeher, dafuer ist Bildung und die medizinische Versorgung umsonst.

Neben Diebstahl (man kann keiner Putzfrau trauen) und Korruption sind es vorallem die Strassenmaerkte am Wochenende, die den einfachen Leuten helfen. Hier koennen sie sich mit Neuem oder Gebrauchten fuer wenig Geld eindecken. Wir besuchen zwei dieser Maerkte und hier gibt es wirklich fast alles: Kuehlschraenke, Computer, Werkzeuge, Schraenke, Kleidung neu oder gebraucht. Selbst abgetragene Schuhe scheinen hier noch ihren Verkaufswert zu haben. Um nur ein Beispiel zu nennen: Kostet das guenstigste T-Shirt in der Shopping-Mall umgerechnet 35 Euro, so sind neue T-Shirts auf dem Wochenendmarkt fuer rund 5 Euro zu haben.

Auch die relativ hohe Inflation (um die 8%) macht den Leuten zu schaffen und so werden alle Preise fuer hoeherwertige Waren und Wohneigentum in Dollar ausgehandelt und bezahlt. Da man dem Staat und den Banken nach der Krise von 2001 nicht mehr traut, sparen die meisten Leute auch ihr Geld in Dollar.

Nach 8 Tagen in Montevideo gehts mit Bus sechs Stunden durchs duenn besiedelte Land, an endlosen Feldern und Weiden entlang, zur Grenzstadt Salto und von dort aus wieder nach Argentinien.

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