Huayna Potosi (6.088m) - Cordillera Real, Bolivien

La Paz, Boliviens Quasi-Hauptstadt, liegt nicht nur atemberaubend hoch (3.600m), sondern bietet fuer unerfahrenere Bergkletterer die Moeglichkeit noch schwindelerregendere Hoehen zu erklimmen. Da wir direkt aus dem bolivianischen Dschungel, auf 100 Hm gelegen, anreisen, lassen wir es erstmal ruhig angehen, um uns wieder ausreichend zu akklimatisieren. Dennoch liebaeugeln wir mit einer 3-Tagestour, die von mehreren Touranbietern in La Paz angeboten wird: die Besteigung des 6.088m hohen Huayna Potosi. Der Berg ist einer der zugaenglichsten 6000er und daher bei ambitionierten Wanderfreunden sehr beliebt. Das praktische dabei: fuer einen wirklich guten Preis bekommt man einen Bergfuehrer, Kletterausruestung wie Eisaxt, Steigeisen und Wandersachen gestellt und auch fuer Verpflegung sowie Unterkunft (in einfachen Berghuetten) ist gesorgt. Am ersten Tag steht Gletscherklettern zum Ueben auf dem Plan und man uebernachtet auf 4.700m. Am naechsten Tag geht es 500 Hm hinauf zum Bergcamp, wo man eine relativ kurze Nacht verbringt. Um 1 Uhr nachts beginnt der 5-6 stuendige Gipfelsturm, denn spaetestens gegen 8 Uhr sollte man den Gipfel wieder verlassen, da die Schneeoberflaeche durch die intensive Sonne dann anfaengt zu tauen.  

Um zu sehen, wie wir Hoehen ueber 5.000m vertragen, wandern wir in einer Tagestour auf den 5.421m hohen Chacaltaya - ein anderthalbstuendiger Spaziergang von 5.300m, bei der Hoehe allerdings nicht ohne. Eine Skihuette erinnert daran, dass dieser Berg einst das hoechst gelegene Skigebiet der Welt war, bis der Gletscher, der hier Skifahren ganzjaehrig moeglich machte, 2009 voellig abschmolz. Der Ausblick von hier oben auf die Cordillera Real ist fantastisch, besonders der Blick auf unser eigentliches Ziel - die in Eis und Schnee gehuellte, kantige Bergspitze des Huayna Potosi. Und trotz Kopfschmerzen beim Abstieg nehmen wir drei Tage spaeter die Herausforderung an...

Schon die Anfahrt von La Paz zum Startpunkt unseres Kletterabenteuers bietet tolle Aussichten auf farbenpraechtige Lagunen. Mit dem Minibus fahren wir knapp zwei Stunden hinauf auf 4.600m. Dort bekommen wir unser Kletterequipment ausgehaendigt und wandern schwer bepackt zum Basecamp auf 4.700m. Nach einem staerkenden Mittagessen in der Berghuette machen wir uns nachmittags auf zum Gletscher. Dort lehrt uns Felix, unser Guide, mit Eisaxt und Steigeisen umzugehen und wir erklimmen mit der richtigen Technik steile Eishaenge und klettern von Felix mit Seil gesichert eine Gletscherwand hinauf. Das Gletscherklettern macht Spass und ist nochmal ein guter Akklimatisierungstag vorm grossen Aufstieg. 

Am naechsten Tag wandern wir zum Highcamp auf 5.130m. Dort geniessen wir den Sonnenschein und tollen Bergblick, bevor wir gegen 6 Uhr abends in unsere Schlafsaecke kriechen. Vom vielen Coca Tee, von der Hoehe und vor Aufregung ist an Schlaf nicht zu denken. Punkt Mitternacht wecken uns unsere Guides, wir legen unser Equipment an und machen uns mit Stirnlampen auf den Weg. Illarius, unser Bergfuehrer fuer den Aufstieg, geht voran und mit ihm sind wir ueber Seil und Gurt gesichert. Bei klarem Sternhimmel und leuchtendem Mond stapfen wir Schritt fuer Schritt durch Schnee und Gletschereis dem Gipfel entgegen, getreu der Devise: "starte langsam, um spaeter noch langsamer zu werden." Kraefte sparen am Anfang, wo es noch leichter geht, ist das A und O, um es bis nach oben zu schaffen. Die ersten zwei Stunden kommen wir gut voran. Wir bewundern das Lichtermeer von La Paz und machen immer wieder Verschnaufpausen, aber es ist viel zu kalt, um lang im Schnee zu verweilen. Je hoeher wir kommen, desto schwerer faellt das Atmen und die Kraefte schwinden zusehends. Die letzten anderthalb Stunden sind eine wirkliche Qual, zumal es nochmal richtig steil wird. Mit letzter Energie schleppen wir uns entlang des imposanten Gipfelgrates die letzten 50 Hm hinauf zum Gipfel. Ein Bilderbuchsonnenaufgang und die ersten waermenden Sonnenstrahlen lindern unseren Schmerz und wir blicken ueber die beeindruckende Berglandschaft der Cordillera Real bis zum Titicaca See. Der dreistuendige Abstieg wird nochmal genauso hart, da wir ja schon am Gipfel voellig ausgepauert sind und wir sehen nun, was wir in der Nacht alles zurueckgelegt haben und wieviele Gletscherspalten wir passiert haben. Gegen drei Uhr nachmittags sind wir zurueck in La Paz und koennen unser "Ich habs geschafft"-T-Shirt abholen. Wir sind stolz, geschafft und gluecklich!

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