Bolivien: Land der Extreme (Teil 1)

Bolivien ist einfach extrem. Es ist die hoechst gelegene und am staerksten isolierte Nation. Das Land besitzt eine der waermsten, kaeltesten, windigsten und schwuelsten Gegenden der Welt. Es ist Lateinamerikas aermstes Land und auch das mit dem groessten indogenen Bevoelkerungsanteil, ueber 60% sollen indogene Vorfahren haben. Das sehen wir besonders deutlich an den vielen traditionell gekleideten Frauen.

Wir reisen von Uyuni nach Potosi, einem staedtischen Extrem, denn die Stadt ist die hoechstgelegene Grossstadt der Welt. Das Zentrum liegt auf 4.066 Meter, aber durch die Hanglage reicht die Stadt von ca. 3.700 bis knapp auf 4.300 Meter ueber Meeresspiegel und beim Hochlaufen spueren wir die duenne Luft besonders. Potosi ist auch die Stadt der Demos und Umzuege. Es vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens ein Spielmannszug durch die Strassen fuehrt. Sei es ein riesiger Aufmarsch der Armee fuer die Verteidigungsministerin, der 7. Geburtstag einer Grundschule oder die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II.

Tageszeitliche Temperaturen schwanken hier auf diesem Breitengrad und dieser Hoehe staerker als die jahreszeitlichen. Mittags erreicht das Thermometer um die 15 Grad und in der Sonne ist es angenehm. Nachts ist es knapp ueber Null und es gibt keine Heizungen in den Haeusern. Kein Wunder, dass wir uns da eine Erkaeltung zuziehen.

Extrem ist auch der Markt fuer die Minenarbeiter, denn dass ist der einzigste Markt auf der Welt, wo jedermann Sprengstoff frei kaufen kann. Wir kaufen auch welchen, als Geschenk fuer die Minenarbeiter bei unserem Besuch in der Silbermine des Berges Cerro Rico, dem Potosi seine Entstehung verdankt. Hier in den Silberminen, die seit ueber 450 Jahren betrieben werden, sollen 8 Millionen Menschen ihren Tod gefunden haben. Einfach unfassbar! Und hier haben wir auch unser eindruecklichstes Minen-Erlebnis: Es ist wirklich extrem, wie die Bolivianer hier unter den widrigsten Umstaenden versuchen die letzten Mineralien herauszuholen. Acht, zehn oder mehr Stunden arbeiten sie, kauen gegen den Hunger, die Hoehe, Waerme und Kaelte nur auf Coca-Blaettern - Kinder ab 14 Jahre inbegriffen - und holen sich nach 10 Jahren durch den allgegenwaertigen Staub den "Lungentod". Aber aus Mangel an anderen Beschaeftigungsmoeglichkeiten hier oben auf 4.060 m treibt es die Maenner in die Minen, womit sie immerhin den Lebensunterhalt ihrer Familie sichern koennen. Die Minen und harte Arbeit der Maenner kann man sich hier hautnah anschauen. Tina schafft es nur ins erste Level und muss danach unbedingt wieder nach frischer Luft schnappen, Uwe haelt bis ins Level 3 durch, wo eine Temperatur von knapp 40 Grad herrscht, in Level 4 sind es um die 60 Grad.

Und noch was ist besonders hier in Bolivien: Der extrem niedrige Benzinpreis. Er liegt umgerechnet gerade mal bei knapp 40 Eurocent pro Liter. Benzin und Diesel, die bei uns in Deutschland hoch besteuert sind, werden hier von der Regierung subventioniert. Dies ermoeglicht auch, dass die oeffentlichen Verkehrsmittel extrem guenstig sind. Normal muesste der Preis um 70% hoeher liegen. Letztes Jahr sollen rund 380 Millionen Dollar vom bolivianischen Staat fuer diese Subventionen ausgegeben worden sein und als die Morales-Regierung letztes Jahr versucht hat, die Subventionen zu streichen, gab es einen Generalstreik und die Regierung konnte sich nicht durchsetzen. Gut fuer uns, wir koennen guenstig reisen.

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