Peru: Aufopfernde Bürgerpflicht Genau dann, als wir vom bolivianischen Copacabana nach Peru wollen, wird der Streik, der die letzten 3 Wochen die Grenze und die Strasse nach Puno blockiert hat fuer eine Woche aufgrund der anstehenden Praesidentschaftswahlen ausgesetzt und wir koennen problemlos passieren. Die Anwohner des Sees streiken, so hoeren wir, gegen den Verkauf einer am Titicaca-See gelegene staatlichen Mine an einen kanadischen Konzern, da man Umweltverschmutzung durch staerkeren Ausbau und weniger Mitspracherecht fuerchtet. Peru und seine Menschen sind etwas wohlhabender als die Bolivianer, das sehen wir an den besseren Strassen, moderneren Fahrzeugen sowie den modischen Geschaeften und Restaurants in der Innenstadt von Puno, das wir nach 3 Stunden Fahrt entlang des Titicaca-Sees erreichen. Von hier aus besuchen wir per Touri-Boot das Volk der Uros, die so unglaublich es klingt, seit Jahrhunderten auf schwimmenden Schilf-Inseln im Titicaca-See wohnen. Frueher lebten die Menschen hauptsaechlich vom Schillf und vom Fischfang. Das Schlilf dient dabei noch heute als Nahrung, Haus- und Bootsbaumaterial, Futter fuer die auf den Inseln gehaltenen Tiere und Brennstoff. Fuer die auf dem Markt von Puno verkauften Fische konnten sie sich alles was sie darueber hinnaus brauchten, vorallem Obst und Gemuese, kaufen. Heute ist der Tourismus Haupteinnahmequelle der Bewohner und es ist schon bisschen befremdlich zu sehen, wie wir mit den vielen anderen Touristen von den Tourbooten auf die Inseln wie in ein Freilichtmuseum abgeladen werden. Auf der anderen Seite ist es sehr interessant hautnah von der erstaunlichen Lebensweise der Menschen zu erfahren. Nach 3 Stunden weiterer Bootsfahrt auf dem See erreichen wir die felsig schoene Insel Taquile, wo sich eine im ganzen Andenraum einmalige Kultur erhalten hat: Dass die Maenner stricken - sonst ausschliessliche Aufgabe der Frauen - ist hier Ritual. Die Maenner stricken u.a. fuer sich selbst Muetzen und nach einem Jahr Ehe einen breiten Guertel, in den die abgeschnittenen Haare der Ehefrau mit eingeflochten werden. Vom 3.800 Meter hoch gelegenen Titicacasee fahren wir mit dem Bus ins nur 2.300 Meter hoch gelegene Arequipa. Hier gedeihen Palmen und die ertragreiche Landwirtschaft der Umgebung hat die Stadt reich gemacht. So koennen wir viele schoene koloniale Palaeste und Kirchen bewundern - mit schneebedeckten Vullkanen im Hintergrund. Und wir besuchen die "Stadt in der Stadt": das 430 Jahre alte und reiche Nonnenkloster Santa Catarina, in dem wir anschauen koennen, wie die Nonnen in Abgeschiedenheit von der Aussenwelt in den letzten Jahrhunderten gelebt haben. Es ist Wahltag in Peru, als wir zu unserer 2-Tageswanderung durch den Colca Canyon, einer der tiefsten Felsschluchten der Welt, aufbrechen. Und da jeder Peruaner verpflichtet ist, seine Stimme abzugeben - dem Wahlverweigerer droht ein saftiges Busgeld - machen sich neben uns auch viele Einheimische von Cobanaconde (3.200m) aus auf den steilen Weg hinab ins 1.200 m niedriger gelegene Flusstal des Rio Colca, um auf der anderen Seite der Schlucht 800 Hoehenmeter wieder hinaufzusteigen ins Bergdorf Tapay, wo die Wahlurnen fuer die Colca Canyon Gemeinden stehen. So treffen wir gleich zu Beginn unserer Wanderung Gabino, mit dem wir gemeinsam die imposante Canyonschlucht hinunterklettern. Er kommt extra aus Arequipa hierher, um den 3 h Fussmarsch zur Wahlurne zurueckzulegen, da er immer noch in San Juan de Chucchu, dem Heimatdorf seiner Familie, das ebenfalls in der Schlucht liegt, gemeldet ist. Am naechsten Morgen wird er die 2.000 Hoehenmeter wieder zuruecklaufen, um wieder den Bus nach Arequipa zu nehmen. Das nennen wir aufopfernde Buergerpflicht! Wen er waehlt, ist er sich noch nicht sicher, aber vermutlich den Kandidaten der Linkspartei (er wird spaeter die Wahl auch gewinnen). In San Juan trennen sich unsere Wege, denn wir wollen die Canyonschlucht weiter entlang laufen. Vorbei kommen wir an malerisch gelegenen Dorfkirchen, bunt geschmueckten Kreuzen, riesigen Kakteenpflanzen und ein steiler Hoehenpfad, der sich am Fels entlangwindet, gibt immer wieder Panoramablicke auf die tiefe Schlucht frei. Am Ende des Tages haben auch wir einen langen, ausdauernden Marsch hingelegt, der frueh 2 Uhr mit einer 6 h Minibusfahrt von Arequipa nach Cobanaconde, unserem Wanderausgangsort, begonnen hat und bei Abenddaemmerung im 2.760 m hochgelegenen 50-Seelendorf Fure endet, das sich dramatisch an den Felshang schmiegt. Natuerlich moechten auch wir die Hauptattraktion im Colca Canyon nicht verpassen: einen Blick auf den groessten Vogel Suedamerikas zu werfen, dem Andenkondor. Von einer Aussichtsplattform, eine halbe Busstunde von Cobanaconde entfernt, hat man die besten Chancen, am Morgen zwischen 8 und 10 Uhr die Kondore bei ihrem eleganten Flug ueber die Canyonschlucht zu beobachten. Es gehoert immer ein bisschen Glueck dazu, aber das ist uns an diesem Tag hold. Mehr als 15 Voegel kreisen zeitweise ueber der Schlucht und ein Vogelpaar landet sogar auf einerm Felsvorsprung direkt unterhalb der Aussichtsplattform. (Durch Doppelklick werden die kleinen Bilder groß.) |