Ecuador: Experimente am Äquator

Der Grenzuebertritt von Peru nach Ecuador wird seit langem mal wieder etwas chaotischer. Im peruanischen Grenzort Tumbres umringen uns aufdringliche Taxifahrer, die uns neben der Fahrt zur Grenze ueberteuerte Bustickets fuer die Weiterfahrt andrehen wollen. Als wir ablehnen, werden wir mitten im Grenzgebiet abgesetzt, wo reges Markttreiben herrscht. Und wir staunen nicht schlecht, als uns ein grosses Plakat darauf hinweist, dass wir soeben zu Fuss und ohne Stempel im Pass ecuadorianischen Boden betreten haben. Da wir mit unseren grossen Rucksaecken gleich als Touristen erkannt werden, weisen uns Passanten auf ein kleines Haeuschen gegenueber der belebten Strasse. Das unscheinbare Buero entpuppt sich als Touristeninformation und vom netten Mitarbeiter erfahren wir, dass die ecuadorianische Migrationsbehoerde 2 km ausserhalb der Stadt liegt. So bleibt uns nichts anderes uebrig, als nochmal per Taxi zur Grenzabfertigung zu fahren. Den Taxifahrer koennen wir zum Glueck gleich bezahlen, denn Ecuador hat 2000 den US-Dollar als Waehrung eingefuehrt. Als wir uns schliesslich als offizielle Besucher im Land angemeldet haben, kommt auch schon der erste Bus nach Cuenca, unserem ersten Ziel, vorbei und wir koennen fuer 7 USD mitfahren (anstatt den angepriesenen 34 USD unseres ersten Taxifahrers).

Unsere geplanten Andenwanderungen zu Lagunen und Bergdoerfern muessen wir leider ausfallen lassen, da erstens das Wetter nicht so mitspielt und zweitens unsere Gesundheit. Ueber den Vulkanen haengen die meiste Zeit tiefe, dicke Wolken, es ist kuehl und regnerisch. So ist von der von Humbold beschriebenen "Allee der Vulkane" kaum was zu sehen. Zu allem Ueberdruss holen wir uns beide nacheinander heftigen Husten und Schnupfen. Dafuer bekommen wir viel vom Stadtleben mit und treffen freundliche Einheimische. Unsere Hostelwirtin in Latacunga, die vor 30 Jahren aus Palaestina nach Ecuador kam, telefoniert fuer uns herum, um unser am Vortag vergessenes Kameraequipment wieder ausfindig zu machen - mit Erfolg. Ihre Tochter, eine Meerschweinchenzuechterin, erzaehlt uns, dass allein in Cuenca 15.000 der putzigen Tierchen pro Monat verdrueckt werden. Ein ausgewachsenes Schweinchen schafft es auf 2 kg. Sie bekommt aber ihre Frischware bereits bei einem Lebendgewicht von einem bis anderthalb Kilo los. Ihre Abnehmer sind vorallem Supermaerkte, Restaurants und zunehmend auch Metzgereien, die Meerschweinchenwurst daraus herstellen. Sie bezahlen 7-12 USD pro Tier. So einen Preis bekommt man nicht fuer ein ausgewachsenes Huhn. Meerschweinchen ist eben Delikatesse in Ecuador und da stoert es auch nicht, dass nicht viel Fleisch am Braten dran ist. 

Der 63-jaehrige Restaurantbesitzer von nebenan, bei dem wir zu Abend essen, erzaehlt uns stolz, dass er schon zweimal in Deutschland war, einmal '72 zu den Olympischen Spielen. Heute sind ihm Auslandsreisen zu anstrengend und er faehrt lieber an die ecuadorianische Kueste zum Baden. Das soll wohl ganzjaehrig moeglich sein. Auch zeigt er uns, dass Tomatensaft nicht unbedingt rot sein muss. Wenn er von der Baumtomate stammt, die im ganzen Land mit Vorliebe verzehrt wird, ist dieser gelb und fast noch koestlicher als seine rote Variante. Zum Abschied schenkt uns unser Wirt eine langstilige weisse Rose. Die edle Blume wird in Ecuador gezuechtet und zweimal die Woche geht ein Flieger voll von Rosen von Latacunga Richtung Luxemburg.

In Otavalo erleben wir das traditionelle Sonnenwendfest aus Inkazeiten mit -  dem Inti Raymi. Zu Ehren der Naturgoetter Sonne, Mond und Erde werden in feierlichen Zeremonien symbolisch Opfergaben wie Fruechte und Huehner dargebracht und fuer eine gute Ernte gedankt. Natuerlich ist es auch Anlass zum ausgelassenen Feiern, Tanzen und Trinken. Dabei tragen viele eine herrlich bunte Teufelskopfmaske, die es ueberall an den Feststaenden zu kaufen gibt. Auch Uwe schlaegt zu und kommt dabei bei den einheimischen Feiernden gut an. Ein bisschen erinnert uns der Rythmus der gespielten Musik und der dazu im Kreis aufgefuehrte Tanz an Bolivien. Kein Wunder, in der Inkazeit war es ja auch ein Kulturkreis. Die kunstvoll an Bambusstaeben zusammengebundenen Fruechte und die an einer Stange kopfueber haengenden, noch lebenden Huehner bringen die Feiernden einfach mit auf die Tanzflaeche und den Tanzenden wird zur Staerkung Alkohol aus langen Bambusrohren gereicht. Es dauert nicht lange und auch wir finden uns im froehlichen Tanzzirkel wieder und treffen einen jungen Ecuadorianer, der zeit 10 Jahren in Italien lebt und als Moebelpacker arbeitet. Ein Beispiel fuer die mehr als 3 Mio. Staatsbuerger, die im Ausland leben und regelmaessig Geld an die Familien daheim schicken. Nach dem Erdoel und noch vor den Bananen ist Arbeitskraft das zweitgroesste Exportgut Ecuadors.

Von der Hauptstadt Quito aus ging es fuer uns 25 km noerdlich zur  "Mitte der Welt" - an den Aequator. Im Freilichtmuseum rund um das Thema konnten wir mit eigenen Augen sehen, was es ausmacht auf der Nordhalbkugel bzw. auf Suedhalbkugel zu sein. So floss das Wasser suedlich des Aequators im Uhrzeigersinn, auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn und genau auf der Aequatorlinie ohne Strudel nach unten ab. Faszinierend! Und das rohe Ei blieb nach einigen Fehlversuchen genau auf der Aequatorlinie auf dem Nagelkopf stehen.  

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