Kroatien

Nach unserer Baltikumreise und einem Zwischenstop in Dresden nahmen wir Anfang September den Nachtzug nach Kroatien. Auf dem Weg durch das Land begegneten wir immer wieder Menschen mit Beziehung zu Deutschland. Gleich im Zug trafen wir einen Macedonier mit kroatischem Pass, der den Sommer ueber in Deutschland gearbeitet hatte. In Zadar wohnten wir bei einem kroatischen Ehepaar, das 35 Jahre am Bodensee gelebt hat und akzentfrei schwaebisch sprach. Selbst im Hostel in Zagreb, unserer ersten Station in Kroatien, beguesste uns der Besitzer in unserer Muttersprache. Er war Deutsch-Kroate aus Pforzheim.

Von Zagreb fuhren wir zum Nationalpark Plitwitzer Seen. Die Gebirgsseen liegen auf unterschiedlichen Niveaus und sind durch Kaskaden und Wasserfaelle miteinander verbunden. Per Boot und ueber Holzbruecken erkundeten wir diese einzigartige Naturlandschaft, die schon als Kulisse fuer Karl-May-Filme diente. Beeindruckend war das kristallklare Wasser, in dem man weit in die Tiefe blicken und dabei Fische und Krebse beobachten konnte.

Von den kroatischen Kuestenstaedten hat uns Split begeistert. Mit seinen verwinkelten Gassen, dem ueber 1800 Jahre alten Altstadtkern und dem lebendigen Treiben entlang der palmenbepflanzten Uferpromenade verspruehte die Stadt ihren ganz eigenen Charme. Von Split aus nahmen wir das Schiff mit dem passenden Namen Marco Polo, um in einer entspannten Fahrt durch die Insellandschaft der Adria zu schippern. Nach 9 Stunden erreichten wir unser Ziel - Dubrovnik. Beim Anblick der mittelalterlichen Altstadt fuehlten wir uns einige Jahrhunderte zurueckversetzt. Die Umrundung auf der durchgaenigig begehbaren Stadtmauer war obligatorisch. Doch die besten Blicke auf die gesamte Altstadt hatten wir beim Aufstieg zum 400 Meter oberhalb gelegenen Fort Imperial. Die Festung beherbergte eine Ausstellung mit bewegenden Videoaufnahmen vom Beschuss Dubrovniks waehrend des Unabhaengigkeitskrieges 1991/92. Wie uns der Museumsfuehrer sagte, hatten Kroaten, Serben und Bosnier in der Stadt jahrelang friedlich zusammen gelebt und es wurde auch untereinander geheiratet. Die Menschen hatten eine Sprache - Serbisch, Kroatisch, Bosnisch - "all the same", wie er es ausdrueckte. Gesellschaftspolitisch spielte die Religion wohl auch nur eine untergeordnete Rolle. Erst Anfang der 90er Jahre wurde wieder unterschieden: Du bist Katholik, also Kroate. Du bist Moslem, also Bosnier. Du bist Orthodox, also Serbe. Dubrovnik war zu 80 Prozent katholisch und wurde waehrend der Unabhaengigkeitsbestrebungen Kroatiens von der Armee Rest-Jugoslawiens zu Land, zu Wasser und aus der Luft angegriffen. Von den Zerstoerungen ist dank umfangreicher Hilfe aus dem Ausland kaum noch etwas sichtbar.

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