Albanien: Zwischen Mercedes und Pferdekarren

Die Grenze zu Albanien überqueren wir per Taxi gemeinsam mit Janet aus Wales und einer Spanierin aus Barcelona. Zu viert ist die Taxifahrt nicht teuer und wir kommen wesentlich schneller an unser Ziel - Shkodra. Von dort geht es weiter mit dem Minibus nach Tirana. Was im Strassenbild sofort auffaellt, ist die mit Abstand beliebteste Automarke der Albaner - der Mercedes. Mindestens jedes zweite Auto hat einen silbernen Stern. Gerade die aelteren Baujahre sind ja für ihre Robustheit bekannt und die ist bei den oft schlechten Strassenverhaeltnissen auch nötig. Unser Busfahrer bremst waehrend der Fahrt in regelmaessigen Abstaenden abrupt ab, um den Übergang von Asphalt auf Schotterpiste zu bewaeltigen oder ein Strassenloch zu umfahren. 

In der Haupstadt sind wir vom freundlichen Stadtbild überrascht. Überall fallen bunt bemalte Haeuserfassaden ins Auge. Im Jahr 2000 startete der frühere Bürgermeister Tiranas eine Initiative, die grauen Betonbauten aus sozialistischen Zeiten durch Kunststudenten farbig anmalen zu lassen - eine schnelle und vorallem kosteneffektive Verschönerungsmassnahme. Unser Hostel in Tirana ist erst dieses Jahr neu eröffnet worden und wir fühlen uns gleich wie zu Hause. Die Betreiber sind ein deutsches Studentenpaar. So kommen wir an unserem ersten richtigen Regentag unserer Reise in den Genuss, ausgiebig den Spiegel und die GEO zu lesen. Und der Regen hat einen weiteren positiven Effekt. Er macht die durch Abgase und Staub getraenkte Luft etwas atmungsfreundlicher. Vom albanischen Essen sind wir nicht sonderlich begeistert, dafür aber von der netten Atmosphaere und den freundlichen Menschen. Ohne deren Hilfe ist es schwierig, den richtıgen Weg zu finden. Denn in Albanien gibt es nur wenige Strassennamen und keine Hausnummern. Bei Wegbeschreibungen behilft man sich mit markanten Punkten. So wird uns der Weg zur Busstation mit den Worten erklaert: am Euro-Lotto-Geschaeft rechts ab, die Strasse immer geradeaus bis zum grossen, grünen Haus mit den gelben Pfeilen. 

In Berat, der Stadt der tausend Fenster, verbringen wir die Nacht bei Scott. Der Brite hat ebenfalls dieses Jahr sein Berat Backpackers neu eröffnet, ein uriges Hostel inmitten der engen Haeusergassen Berats. So verbingen wir den Abend in geselliger Runde mit selbstgebranntem Raki bis tief in die Nacht. Unsere Weiterfahrt zum Ohrid-See gestaltet sich zeitaufwaendiger als erwartet. Zunaechst verpassen wir den Bus in Berat wegen falscher Fahrplananzeige. Nach zweistündiger Wartezeit auf den naechsten Bus hoffen wir auf eine schnelle Weiterfahrt in Elbasani, unserem Zwischenhalt. Der Minibus steht schon bereit, allerdings scheinen wir die einzigen Reisewilligen zu sein. Von anderen Fahrten kennen wir das Prozedere - eine halbe Stunde warten bis genügend Fahrgaeste zusammengekommen sind und los gehts. Diesmal allerdings sind wir nach einer Stunde Warten erst zu dritt. Nach unseren Nachfragen, wann es denn losgeht, vertröstet uns der Fahrer stets auf die naechste viertel Stunde. Spaeter beginnt er mit uns Runden durch die Stadt zu drehen, um durch Rufen und Hupen noch Interessenten aufzustöbern. Aergerlich wird es schliesslıch, als einige volle Minibusse mit demselben Ziel an uns vorbeifahren. Nach knapp zwei Stunden gibt der Fahrer nach und ermöglicht uns den Wechsel zu einem fast vollen Minibus. Zum Sonnenuntergang erreichen wir schliesslıch Pogradeci am Ohrid-See. 

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