Wandern wo der Pfeffer waechst - Indien, Karnataka, Westghats

Ausgangspunkt unserer Wanderung ist das 1500 Meter hoch gelegene Madikeri, eine Kleinstadt im Sueden des indischen Bundesstaats Karnataka. Die Stadt selbst hat nicht so viel zu bieten, aber von hier koennen wir eine gefuehrte Wandertour in die Umgebung buchen, denn markierte Wege zum Wandern gibt es nicht.

Wir treffen unseren Wanderfuehrer Kiren am naechsten Morgen und fahren mit dem Regionalbus 30 Minuten zum Dorf Galibeedu. Das Zentrum des Dorfes bildet eine Postfiliale und eine Cafeteria. Alle uebrigen Haeuser des Dorfes liegen weit vertreut bei den Feldern und Plantagen der Bauern. Bei einem Becher Tee in der Cafeteria fuehlen wir uns in eine vergangene Welt zurueckversetzt. Das Teewasser wird in Messingkruegen am offenen Holzfeuer erwaermt. Die Kuechendecke ist schwarz vom Russ, da es keinen richtigen Rauchabzug gibt.

Unsere Wanderung fuehrt uns durch Reisfelder und Kaffeeplantagen. Wir sehen Frauen bei der Kaffeeernte und wie Kaffeebohnen auf den Bauernhoefen getrocknet werden. Im Schatten gedeiht Kardamom und an Silbereichen ranken Pfefferpflanzen – der Pfeffer ist jedoch noch nicht ganz reif. Wir wandern weiter durch immergruenen Regenwald und auf Wiesen zum Berg Nishani. Dort packen wir unsere Pfefferkuchen aus Deutschland aus, die auch Kiren schmecken.

Nach dem rund zweistuendigen Abstieg gibt es leckeres von unserer Gastfamilie gekochtes Essen. Im Rahmen eines sogenannten Homestay uebernachten wir im kleinen Bauernhaus der Familie Rai und lernen das laendliche Leben kennen. Im Haus leben die Eheleute Rai, ihre neunjaehrige Tochter sowie die Eltern des Ehemanns. Frau Rai und Tochter Harshitha koennen etwas Englisch und zeigen uns Haus und Hof. Die Familie hat ein grosses Reisfeld, eine Kaffeeplantage und baut Pfeffer und Kardamom an. Im Garten gibt es Bananenpflanzen, Salatbeete und Honigbienen. Wasser wird aus dem Brunnen geholt und seit einem Jahr hat das Haus auch Stromanschluss. So versammelt sich die Familie am Abend vor dem Fernseher und verfolgt gebannt die indischen Herz-Schmerz-Serien. Vor dem Schlafengehen wird noch das vier Monate alte Kalb durchs Wohnzimmer in den Stall gebracht.

Nach einem Abschiedsfoto mit der Familie fahren wir am naechsten Morgen mit dem Regionalbus zurueck nach Madikeri und dann weitere 90 Minuten auf holprigen Strassen suedwaerts. Im Bus treffen wir auf eine andere gefuehrte Wandergruppe, die das gleiche Tagesziel hat: den 1.745 Meter hohen Thadiyanda Mol zu erwandern. So machen wir uns gemeinsam auf den stetig ansteigenden Weg, vorbei an Kaffee- und Gewuerzplantagen. Der Pfad schlaengelt sich durch dichten Wald und gruene Wiesen. Nach 2,5 Stunden erreichen wir den Gipfel. Erschoepft und zufrieden  geniessen wir den verdienten Ausblick auf die gruene Berglandschaft der Westghats.

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