Malaysia: Vermischung nicht erwuenscht Die malaysische Bevoelkerung ist keine homogene Gruppe. Reichlich 60 Prozent sind sogenannte ethnische Malaien (welche die Ureinwohner, die Orang Asli in den Bergen mit einschliesst), rund 25 Prozent sind Chinesen und knapp 10 Prozent Inder. Die Vorfahren der Chinesen und Inder kamen vor ueber 100 Jahren waehrend der britischen Kolonialzeit als Haendler, Plantagen-, Strassen- und Minenarbeiter. Aus Angst vor Ueberfremdung nutzt die Regierung den Islam zur Staerkung der malaiischen Identitaet und hat alle ethnischen Malaien zu Moslems erklaert. Ihnen ist es nicht erlaubt Chinesen, die mehrheitlich Buddhisten, oder Inder, die mehrheitlich Hindus sind, zu heiraten. Die Inder heiraten auch lieber Inder der gleichen Kaste und so ist es quasi unmoeglich, dass sich die unterschiedlichen Ethnien vermischen. So verlaeuft das Zusammenleben der Bevoelkerungsgruppen zwar harmonisch, aber doch getrennt voneinander ab. Fuer Chinesen und Inder mit entsprechender Qualifikation ist der Einstieg in die Staatsverwaltung kein Problem, so hoeren wir. Doch die Aufstiegschancen fuer nichtethnische Malaien werden bewusst blockiert, um deren Einfluss im Staat in Grenzen zu halten. So suchen sich Chinesen und Inder eher einen Job in der Wirtschaft oder gruenden selbst ein Unternehmen. Die geschaeftstuechtigen Chinesen sind da besonders erfolgreich und der groesste Teil der Wirtschaft Malaysias ist fest in chinesischer Hand. Malaysia ist ein reiches Land mit vielen Rohstoffen, vorallem Erdoel. Mit Hilfe von Subventionen hat sich eine grosse Chipindustrie angesiedelt und es wurde eine eigene Automobilindustrie aufgebaut. Die Strassen sind gut ausgebaut und auf den Feldern und im Hotelgewerbe arbeiten viele Gastarbeiter aus Indien und Indonesien. Unser erster Stop ist die Hauptstadt Kuala Lumpur. Die zwei Petronas Tuerme - erbaut von der staatlichen Erdoelgesellschaft und ehemals die groessten Hochhaeuser der Welt - sehen wir nur von weitem. Heftiger Regen laesst unseren geplanten Stadtrundgang ins Wasser fallen. Wir wollen ohnehin nicht lange verweilen, sondern endlich wieder raus in die Natur. Dazu fahren wir in den Dschungel des Taman Negara, siehe Wanderbericht auf der Bilchseite. Nach 99 Tagen Indien dachten wir, dass wir an die Hitze etwas gewoehnt sind. Pustekuchen. Auf den Dschungelpfaden treibt uns die schwuele, drueckende Waerme bei jeder Bewegung Schweissperlen aus allen Poren. Schweiss abwischen zwecklos. Nach einer Minute sind alle Perlen wieder da. Und der Schweiss laeuft und tropft. Wir fluechten in hoehere Lagen, in die 1500 m hoch gelegenen Cameron Highlands. Hier brasselt die Sonne tagsueber zwar ebenso gnadenlos, allerdings weht ein frischer Wind und abends wird es angenehm kuehl. Wir laufen durch moosbedeckten Urwald begleitet vom intensiven, streckenweise ohrenbetaeubenden Zirpen der Zikaden. Wir bewundern insektenfressende Kannenpflanzen und klettern ueber verschlungene Baumwurzeln. Ab und an hockt ein Affe in der Baumkrone und beaeugt uns argwoehnisch. Dschungelwandern ist anstrengend, denn die meiste Zeit geht es steil bergauf oder bergab. Vorallem in den Taelern mussten viele Baeume den riesigen Anbauflaechen fuer Gemuese und Tee weichen. Ueber Kilometer erstrecken sich die Flaechen mit ihren terassenfoermigen Feldern, Gewaechshaeusern und den Bungalows fuer die meist indischen Erntehelfer. Beliebt bei den Besuchern sind die Erdbeerplantagen, denn dort gibt es Erdbeerleckereien frisch vom Hersteller. Auch wir kommen nicht umhin und goennen uns nach unserem Wandern lecker Erdbeereis und -milchshake. In Penang treffen wir Chin und B T, unsere Reisebekanntschaft aus der Tuerkei. Das Ehepaar ist in Penang geboren und gehoert zur grossen chinesischen Gemeinde der Stadt. Innerhalb derer wird zwischen verschiedenen Clans unterschieden, deren Vorfahren aus Suedchina nach Malaysia eingewandert sind. Jeder Clan ist mit eigenen Tempeln in der Stadt vertreten und praesentiert dort stolz seine Geschichte. Chin und B T fahren uns am ersten Abend zum praechtig beleuchteten Kek Lok Si Tempel, dem groessten buddhistischen Tempel Malaysias. Er ist mit trausenden roter und gelber chinesischer Lampions geschmueckt. Wir haben Glueck, denn dieser Abend ist der letzte nach dem chinesischen Neujahrsfest, an dem die Tempelanlage in abendlischer Erleuchtung ertrahlt. Die beiden laden uns zum Abendessen ein und wir kommen in den Genuss lokaler Spezialitaeten. Lohbak ist eine in Soyabohnenmus gewickelte und danach bebratene Schweinefleischrolle (bak), die zum Essen in eine dunkle klebrige Sosse (Loh) getunkt wird. Hokkien Mee ist eine mit Chili gewuerzte Nudelsuppe nach Art des Penanger Hokkien-Clans. Essen ist den Menschen hier sehr wichtig. Die Strassen und Seitengassen sind voll von Essensstaenden, Strassenkuechen und grossen Essenshallen, die sich besonders zur angenehmen Abendzeit mit Unmengen von Gaesten fuellen. Beliebt sind Satay Dollah - ueber Feuer gegrillte Schweinefleischspiesse. Wer lieber verschiedene Fleisch- und Fischspiesse auswaehlt und selbst in kochendes Wasser halten moechte, geht zum Lok Lok Stand. Dazu wird entweder Reis oder Nudeln gereicht. Und Fruchtsaefte mit Wassereis gemixt gibt es in der Plastiktuete zum Mitnehmen. B T erzaehlt uns, dass viele Hokkien-Chinesen allein wegen des guten Essens nach Penang kommen. Drei Punkte sind zu Malaysia erwaehnenswert, die im Vergleich zu Deutschland paradiesisch klingen: keine Mehrwertsteuer, Rente ab 55 Jahren und mit knapp 40 Eurocent superguenstige Spritpreise. |