Indonesien, Sumatra: Bei den Rothaarigen

Von Malaysia soll es weiter nach Thailand gehen. Aber wir stellen fest: Sumatra liegt nur wenige Faehrstunden entfernt vom malaysischen Penang. So entscheiden wir uns spontan fuer einen Abstecher auf die indonesische Insel, um den Toba See, den groessten Vulkankratersee der Erde, sowie frei lebende Orang Utans zu sehen. Die Ueberfahrt von Penang nach Medan in Nordsumatra mit der recht kleinen Faehre ist dann doch nicht so entspannt wie erwartet. Der Passagierraum ist ordentlich heruntergekuehlt. Es laeuft Avatar schwarz-weiss und ohne Ton im Fernsehen. Aber das schlimmste sind die hohen Wellen, die die Faehre permanent stark schwanken lassen. Uns ist schon leicht uebel und wir verziehen uns aufs extrem windige, aber zumindest von der Luft her angenehmere Deck. Nach anstrengenden sechs Stunden haben wir unser Ziel erreicht. Obwohl wir das Rueckfahrtticket schon in der Tasche haben, ist uns klar, dass wir uns das nicht unbedingt nochmal antun wollen. Da kommt es uns gelegen, dass der Billigflieger Air Asia seit kurzem die Flugverbindung Medan - Phuket (Thailand) im Programm hat. Und so entschliessen wir uns spaeter fuer die Weiterreise nach Thailand per Flieger.

Zunaechst geht es mit dem Bus von der quirligen Grossstadt Medan zum Dschungeldorf Bukit Lawang am Rande des Gunung Leuser Nationalparks. Unsere ersten frei lebenden Orang Utans sehen wir bei der taeglichen Fuetterung des Orang Utan Forschungszentrums. Die Tiere kommen freiwillig hierher, um zusaetzlich zum Dschungelfutter Bananen und Fruchtmilch von den Nationalpark Rangern abzustauben. Langfristig ist das Forschungsinstitut daran interessiert, dass die Tiere ohne zusaetzliches Fuettern auskommen. Allerdings leben viele Bewohner Bukit Lawangs von den westlichen Touristen, die alljaehrlich kommen, um die zotteligen Rothaarigen aus naechster Naehe zu sehen. Man hat sich mehr oder weniger arrangiert, um beide Ziele miteinander zu vereinbaren. Die zweimal taeglich stattfindenden Fuetterungen sind so ein Kompromiss. Auch duerfen mehrtaegige Dschungeltouren nur mit einem Fuehrer unternommen werden. Die Konkurrenz ist gross. In Bukit Lawang bieten allein 120 Fuehrer ihre Dienste an. Wir buchen eine zweitaegige Tour mit "Jungle Eddie" - siehe unseren Wanderbericht.

Durch Sumatra reisen wir weiter mit dem Minibus, dem sogenannten Opelet. Der ist unschlagbar guenstig. Da muss natuerlich jeder Winkel im Innenraum fuer Mitfahrer genutzt werden. Rauchen ist erlaubt und daher bemuehen wir uns der frischen Luft wegen einen Fensterplatz zu ergattern. Das Gepaeck wird aufs Dach geschnallt und bei jedem Zwischenstop wird erstmal umgepackt. Bei einer Gelegenheit platziert der Busfahrer eine 20 Liter Plastetuete mit Wasser und Lebendfisch direkt unter unsere Rucksaecke. Wir fragen uns, ob das wohl gut geht. Tatsaechlich kommt alles heil und trocken an. Zuweilen nehmen auch Passagiere auf dem Dach Platz. Der Polizei scheint das nicht zu gefallen. Ist sie in der Naehe warnen sich die Minibusfahrer untereinander. Der betroffene Bus haelt an und die auf dem Dach Sitzenden verschwinden ins ohnehin schon ueberfuellte Innere des Wagens.

In der Enge des Busses kommt man den Einheimischen recht nahe. Die Indonesier sind freundlich, relaxt und an uns Fremden interessiert. Allerdings ist es mit der Verstaendigung schwierig. Wir tun uns mit ein paar Brocken Indonesisch schon recht schwer. Aber jedes Volk, in unserem Falle die Batak in Nordsumatra, spricht seine eigene Sprache. Englisch wird nur von den wenigstens verstanden und wenn dann nur ein paar Worte. Aber man kommt schon durch. Hier in Sumatra erinnert uns vieles an Indien - das bunte Markttreiben, das Gewusel auf den Strassen, die Mopedtaxis. Sehen wir aber die schmucken Haeuser auf dem Land, die zum Teil gut ausgebauten Strassen und die groesseren Autos, so scheint das Land weiterentwickelt als Indien - wahrscheinlich dank der vielen Rohstoffe wie Kautschuk, Palmoel und besonders Erdoel.

Die Landschaft Nordsumatras ist gepraegt von vukanischen Aktivitaeten der Vergangenheit. Wir besteigen den 2.212 m hohen Sibayak Vulkan in der Naehe von Berastagi, der vor 130 Jahren das letzte Mal ausgebrochen ist. Heisse Quellen und aus dem Fels aufsteigende Schwefeldaempfe zeugen vom immer noch aktiven Vulkaninneren. Eine andere Landschaft, die durch eine gigantische Vulkanexplosion entstanden ist, ist der Toba See mit seiner Insel Samosir, die etwa so gross ist wie Singapur. Die letzte grosse Aktivitaet des Vulkans soll 74.000 Jahre her sein. Auch die besten Jahre des Tourismus scheinen vorbei. Wir finden es jedenfalls fast gespenstisch an den am Abend geoeffneten aber menschenleeren Restaurants im Haupttouristenort Tuk Tuk vorbeizuspazieren. Viele Hotelanlagen an der Seepromenade sind verlassen und verfallen langsam. Fuer die Handvoll Touristen scheint alles ueberdimensioniert. Wir erfahren, dass der Touristenboom mit legendaeren Vollmondparties in den 80ern bis Mitte der 90er war. Die Traveller Szene ist danach nach Thailand abgewandert und heute finden diese Parties auf der Insel Phuket statt. Gut fuer uns, wir bekommen ein luxerioeses Zimmer mit Seeblick fuer umgerechnet 7 Euro, geniessen die Ruhe und erkunden mit dem Moped die Insel. Deren Bewohner, die Batak, leben oftmals noch in traditionellen Langhaeusern. Das Stroh der Rundbogendaecher wurde allerdings durch zum Teil rostiges Wellblech ersetzt und es wohnen nicht mehr vier Familien sondern nur noch eine in den Holzhaeusern.

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