Thailand: Aufruhr in Rot Der Flieger bringt uns nach Phuket im Sueden des Landes. Da wir schon mal hier sind wollen wir die von vielen umschwaermte Insel Phi Phi sehen und nehmen mit unzaehligen Touristen die Faehre fuer einen Tagesausflug. Ausser Shoppen an den vielen Staenden und Baden gibt es nichts weiter zu tun. Leider sind die Restaurants so nah ans Wasser gebaut, dass der Sandstrand doch recht schmal ausfaellt. Auch von der Wasserqualitaet sind wir enttaeuscht. Der 5 Stunden Inselaufenthalt war daher nicht zu kurz. Mit dem Nachtbus geht es weiter nach Bangkok. Dort beantragen wir unser China Visum, koennen es aber erst fruehestens in 8 Tagen abholen. So fahren wir in der Zwischenzeit nach Norden in die alte Hauptstadt des Thai Reiches - Sukhothai. Hier bewundern wir die Tempelanlagen aus dem 13. Jh mit ihren riesigen steinernen Buddhastatuen. Diese Tempel gefallen uns weit besser als die goldglaenzenden, fast kitschig herausgeputzten Wats der heutigen Hauptstadt Thailands. Weiter noerdlich im Bergdorf Pai haben wir gehofft der Hitze etwas zu entkommen. Aber auch hier in den Bergen ist es nicht kuehler und dazu wird die Luft noch vom Qualm der vielen kleinen Buschfeuer und kontrolliert brennenden Felder vernebelt. Da laesst sich die Mittagshitze am ehesten auf der Haengematte im Schatten vor unserer Bambushuette aushalten. Unsere Aktivitaeten versuchen wir auf den Morgen und Abend zu legen. Am fruehen Morgen erleben wir den taeglichen Bettelgang der buddhistischen Moenche. Nur bis Mittag duerfen sie feste Nahrung zu sich nehmen, danach sind sie angehalten zu fasten. Die Ladenbesitzer verteilen Essensgaben und werden daraufhin von den Moenchen gesegnet. Im glaeubigen Thailand ist die Essensspende an die Moenche eine Selbstverstaendlichkeit. Dabei ist es Brauch, dass der edle Spender seine Segnung in verbeugender Haltung und barfuss entgegen nimmt. In unserem Fall muss der Ladenbesitzer reichlich Gaben bereithalten. Rund 15 Novizen mit ihren Meistern stehen vor seiner Tuer. Wir denken, wenn das jeden Tag so ist... Aber mit einer Selenruhe gibt der Mann jedem der jungen Moenche eine kleine Gabe in seine Bettelschale. Am Abend treffen wir die Moenchsgemeinde des Wat Sai Khao. Der buddhistische Meister, ein 38-jaehriger Mann mit freundlichem Gesicht hat gerade Englischunterricht. Sein Lehrer bittet uns herein, um seinem Schueler gleich ein bisschen Sprachpraxis zu geben. Leider sind die Englischkenntnisse von beiden, Lehrer wie Schueler, sehr begrenzt. Aber der Schwerpunkt des Unterrichts wird deutlich. Die erste Frage des Moenchs zielt auf unser Herkunftsland und Angela Merkel. Es scheint um politische Themen zu gehen. Danach ruft der Moench seine Novizen zu einem Gruppenbild mit uns zusammen. Wir erfahren, dass die 6-10-jaehrigen Jungen erst seit 7 Tagen hier sind. Es sind Schulferien und da ist es in vielen thailaendischen Familien ueblich, den Sohn als Novize ins Kloster zu schicken. Nach den Ferien kehren die Jungen in den Schulalltag zurueck. Und man sieht es den kleinen Moenchen an, dass sie alles andere als meditative Gebete im Kopf haben und sich lieber auf dem Klosterhof austoben. Auf dem Weg zurueck nach Bangkok erfahren wir von Verletzten und Toten, die es einen Tag zuvor bei Auseinandersetzungen zwischen den Rothemden und der Polizei gegeben hat. Uns ist etwas mulmig zumute. Wir hatten uns bisher schon mit einigen Thailaendern zu den Protesten unterhalten und es scheint das Land tief zu spalten. Die einen finden die Proteste falsch und dumm. Der jetzige Ministerpraesident sei gut fuer das Land. Andere sympathisieren offen fuer die Demonstranten mit Fahnen und Stirnbaendern. In Chiang Mai waren wir bei einer kleineren Kundgebung der Rothemden, die die Protestler in Bangkok unterstuetzten und die Ansprachen vor dem Fernseher mitverfolgten. John, im roten Demonstranten- T-Shirt, der in den USA studiert hat, erklaert uns, dass sie auf die Farbe angesprochen nichts mit den Kommunisten zu tun haben sondern friedlich fuer Demokratie kaempfen. Die Absetzung des vormaligen Ministerpraesidenten Taksin durch das Militaer war Unrecht und sie fordern die Aufloesung des Parlaments sowie Neuwahlen. Taksin sei keinesfalls korrupt gewesen, sondern der beste Premierminister bislang. Im Gegenteil, die jetzige Regierung sei korrupt, da sie undemokratisch durch das Militaer an die Macht gekommen ist. Wer nun recht hat, ist schwer zu sagen. Zurueck in Bangkok treffen wir auf jede Menge friedlicher und freundlicher Demonstranten vor dem Praesidentenhochhaus. Es herrscht gedaempfte Volksfeststimmung mit jede Menge Essensstaenden. Das ganze wird sehr gut vermarktet - ueberall gibt es rote T-Shirts mit diversen Aufdrucken und sonstigen Demobedarf wie Troeten, Stirnbaender, Fahnen u.ae. zu kaufen. Wir bekommen unser Visum fuer China und entschliessen uns, noch einen Tag laenger zu bleiben. Denn wir wollen das Songkran Fest - das Thailaendische Neujahr miterleben (nach thailaendischem Kalender befinden wir uns uebrigens bereits im Jahr 2553). Dabei geht es um viel Wasser, das Symbol fuer die vielen Verdienste, die Buddha im Laufe seines Lebens angehaeuft hat. In den Tempeln finden rituelle Waschungen von Buddhastatuen mit bereitgestellten Wasserschalen statt. Ausserhalb der Tempel nutzen die Thailaender diese drei Feiertage, um sich gegenseitig mit Wasser zu bespritzen. Dabei kommen Spritzpistolen aller Groesse, Wassereimer und sogar Wasserschlaeuche zum Einsatz. Auf den mit Wimpeln geschmueckten Strassen kommt es zu regelrechten Wasserschlachten. Kinder- und Erwachsenengruppen haben sich entlang der Gehwege postiert, entsprechend bewaffnet und mit grossen Wasserkanistern als Vorrat, warten sie geduldig auf vorbeilaufende und -fahrende Opfer. Besonders den Moped- und Tuk Tuk Fahrern wird fleissig Wasser ueber den Kopf gekippt. Beliebtes Ziel der Spritzattacken sind natuerlich auch wir als Touristen. In Anbetracht der Hitze im April - dem heissesten Monat in Suedostasien - ist dieser Brauch ein Heidenspass, nur dass wir immer rechtzeitig unsere Kamera in Sicherheit bringen muessen, bevor der naechste Wasserschwall von der Seite kommt. |