Kambodscha: Das Laecheln der Khmer Unsere erste Station in Kambodscha fuehrt uns zum Nationalstolz des Landes - den Tempelruinen von Angkor, deren imposante Tuerme in der Nationalflagge verewigt sind. Am Eingang werden wir zum Fototermin gebeten. Ins Papierticket wird unser am Ticketschalter sofort erstelltes Digitalbild mit aufgenommen. Mit der personalisierten Eintrittskarte in der Tasche klappern wir mit Josh, einem Texaner, den wir auf der Busfahrt nach Siem Reap kennengelernt haben und unserem Tuk Tuk Fahrer die Hauptsehenswuerdigkeiten des Riesenkomplexes im Dschungel ab. Angkor steht fuer eine Hochkultur, deren Bluetezeit im 12. Jh lag. Durch ein hoch entwickeltes Bewaesserungssystem siedelten zeitweise mehr als 1 Mio Menschen in Angkor. Die Herrscher, die dem hinduistischem Glauben anhingen, liessen maechtige Tempelstaedte aus Stein errichten, die sie den Goettern Brahma, Vishnu und vorallem Shiva weihten. Nach deren Tod diente das Tempelzentrum mit den hoch aufragenden Tuermen als Grabstaette der Koenige, die von der Bevoelkerung als Halbgoetter verehrt wurden. Auf dem Gebiet Angkors befinden sich ueber 100 Tempel unterschiedlicher Groesse, die mehr oder weniger verfallen sind. Der Urwald hat sich das Gebiet nach dem Untergang der Hochkultur im 14. Jh langsam zurueck erobert. Und das macht fuer uns den Reiz Angkors aus. Vorallem im Ta Prohm Tempel umwuchern Aeste und Wurzeln von Urwaldriesen die Tempelruinen, die von filigranen Reliefs und Apsarafiguren ueberzogen sind. Unter der Last des Baumwurzelwerks gekruemmte und schiefe Saeulengalerien drohen fast einzubrechen. Dieser Anblick, den wir mit unzaehligen anderen Touristen teilen, ist unvergesslich. Mit dem Wetter haben wir allerdings kein richtiges Glueck. Das fruehe aus dem Bett Quaelen fuer die aufgehende Sonne hinter den beruehmten fuenf Tuermen Angkor Wats wird uns mit bedecktem Himmel vergaellt. Am Tag macht unserem Koerper die schwuele Waerme und dem Fotoauge das gleisende Licht zu schaffen. Radfahren, die guenstigste Fortbewegungsart in Angkor, lassen wir bei der Hitze lieber sein. Ein Moped fuer uns auszuleihen ist nicht moeglich und so bleibt nur die Fahrt mit dem lokalen Tuk Tuk - ein Moped mit zweiraedrigem Anhaengewagen und Fahrer. Am Abend versteckt sich die Sonne wieder hinter Wolken. Den Tempelberg fuer den Sonnenuntergangsblick verlassen wir bereits vor Dunkelheit. Ein weiterer Hoehepunkt Angkors sind die in Stein gehauenen, uebergrossen Gesichter der Stadttore und Tuerme. Sie laecheln in alle vier Himmelsrichtungen auf uns herab. Dieser Anblick wird als das Laecheln der Khmer bezeichnet. Das Laecheln und die Gastfreundschaft der heutigen Khmer lernen wir bei verschiedenen Gelegenheiten kennen. Sehr oft und selbst bei den haertesten Preiverhandlungen sehen wir die Menschen lachen oder laecheln - auf jeden Fall oefter als in Thailand. Bei einer unserer Angkor Tempelbesichtigungsfahrten kommen wir bei einer Dorfhochzeit vorbei und werden spontan hereingebeten und zu Bier und Cola eingeladen. Die Schwester der Braut kann etwas Englisch, erklaert uns den Ablauf der Feier und stellt uns ihre Familie vor. Dann gibt es ein Foto mit dem Brautpaar. Aber allzulang koennen wir nicht bleiben - denn unser Tuk Tuk Fahrer wartet ja. Bei einer anderen Gelegenheit werden wir von unserem Gaestehausbesitzer in Siem Reap eingeladen. Freunde und Bekannte sitzen um die grosse Tafel. Der dritte Tag des Khmer Neujahrsfestes wird mit viel kuehlem Bier und Snacks gefeiert und wir lernen auch gleich den Polizeichef von Siem Reap kennen. Nach den vielen Tempeln wollen wir zu einem schwimmenden Dorf auf dem Tonle Sap, was uebersetzt "grosser See" bedeutet. Der See ist wirklich gross - der groesste in Suedostasien - zumindest im Oktober, dem Ende der Regenzeit. Am Anfang der Regenzeit im Juni aendert sein Abfluss in den Mekong die Fliessrichtung, der See nimmt jede Menge Wasser des Mekongs auf und dehnt seine Flaeche gegenueber dem Trockenzeitniveau um das Siebenfache aus. Ein riesiger Hochwasserpolder des Mekong also. Der See ist sehr Fischreich und nach Abfluss des Wassers bleibt fruchtbares Schwemmland zurueck. Deshalb siedeln hier Menschen schon seit Jahrhunderten. Angepasst an die unterschiedlichen Wasserstaende des Sees, leben sie entweder auf hohen Pfahlhaeusern am Ufer oder in Doerfern aus Hausbooten auf dem See. Reiseagenturen in Siem Reap bieten eine Bootstour zu den schwimmenden Doerfern an jeder Ecke an. Wir wollen den See selbst erkunden und fahren mit dem Tuk Tuk zum Dorf Chong Kneas. Dort befindet sich der sogenannte Hafen von Siem Reap. Der See ist jetzt zur Trockenzeit nicht zu sehen. Man kann ihn nur ueber den einige Kilometer langen Kanal erreichen, der im Hafen endet. Das Bootsticket zum schwimmenden Dorf will man uns am Hafen nur zu einem Wucherpreis verkaufen. Da haette die organisierte Tour von Siem Reap aus weniger gekostet, als was man hier am Hafen von uns fuer die reine Bootsfahrt haben willl. Wir versuchen anderweitig ein Boot aufzutreiben, aber keiner will uns fahren, denn die Polizei hat dies verboten. Spaeter erfahren wir, dass die Betreibergesellschaft des Hafens der Regierung Geld bezahlt hat, damit sie den Hafen bauen konnte. Die Polizei sorgt nun dafuer, dass nur Boote der Betreibergesellschaft fuer konkurrenzlos hohe Preise westliche Touristen zu den schwimmenden Doerfern fahren. Mit unserem Tuk Tuk Fahrer wollen wir zumindest bis zum Rand des Sees gelangen. Der gibt aber schon nach 500 Metern auf. Der Weg ist einfach zu schlecht. Wir gehen zu Fuss weiter, da bietet sich ploetzlich ein Mopedfahrer an uns bis ans Dorfende mitzunehmen. Wir ueberlegen nicht lange, zwaengen uns auf den Sitz hinter den Fahrer und duesen zu dritt weiter. Am Dorfende angekommen, schauen wir ums um: Auf dem Trocknen stehen jede Menge aermlicher Bootshaeuser mit einem Raum zum Wohnen sowie einer abgetrennten Kueche. Einige Dorfbewohner bieten an, uns fuer ein paar Dollar mit ihrem kleinen Boot zum schwimmenden Dorf zu fahren. Aber unser Mopedfahrer warnt. Werden wir gesehen, bekommt der Bootsfuehrer arge Probleme mit der Polizei. Das wollen wir natuerlich nicht. Wenig spaeter bekommen wir ein weiteres Angebot fuer die Bootsfahrt zu einem etwas niedrigeren Preis als im Hafen: man glaubt es kaum, von einem Polizisten. Wir lehnen dankend ab und fahren mit unserem Mopedfahrer, der ganz gut Englisch spricht, die ca. 4 km lange, staubige Piste am Kanal entlang bis zum See. Jetzt zur Trockenzeit ragt eine Pagode auf riesigen Betonstelzen wie ein Aussichtspunkt aus der Landschaft. So kann sie den mindestens 10 Meter hoeheren Wasserstand zur Monsunzeit problemlos ueberstehen. Von oben bietet sich ein hervorragender Blick auf das schwimmende Dorf im gruenlich flachen Wasser des grossen Sees. |